Willkommen beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit
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ArKol: Wenn Häuserfassaden Wärme erzeugen

Ein interessanter Versuch läuft derzeit im südhessischen Ober-Ramstadt: Unter dem Projektnamen ArKol werden an einer Gebäudefassade des Baufarben- und Dämmsystem-Herstellers DAW SE neuentwickelte solarthermische Streifenkollektoren auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft.

„ArKol“ steht dabei für „Architektonisch hoch integrierte Fassaden-Kollektoren“ – ein Forschungsprojekt unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Kooperation mit dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, der DAW SE, dem Priedemann Facade-Lab, dem Kompetenzzentrum Ausbau und Fassade sowie dem Institut für Baukonstruktion Lehrstuhl 2 (IBK2) der Universität Stuttgart. Gefördert wird dieses Vorhaben durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Häuserfassaden zur Wärmeerzeugung

Die Nutzung von Häuserfassaden zur Wärmeerzeugung sind ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg hin zur Energiewende. Die unter dem Projektnamen „ArKol“ neuentwickelten Streifenkollektoren für Fassaden bieten gegenüber der bekannteren solaren Nutzung von Dachflächen eine Reihe von Vorteilen. So passt beispielsweise das Einstrahlungsprofil bei Heizungsunterstützung der Innenräume besser zum tatsächlichen Energieverbrauch. Dies ist vor allem im Winter der Fall. Dann steht die Sonne niedriger. Dadurch wird die Fassade in einem günstigeren Winkel angestrahlt als das Dach. Die Folge: Die Kollektoren fangen mehr Sonnenlicht und machen den Ertrag für den höheren Heizbedarf nutzbar.

Im Sommer wiederum ist der Bedarf an Wärme deutlich verringert und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Trinkwarmwassererwärmung. Der durch Kollektoren auf dem Dach erzeugte überschüssige Ertrag könnte nicht abgerufen werden. Dadurch heizen sich die Kollektoren stark auf. Das bedeutet eine starke Belastung des Materials und des Solarfluids. Demgegenüber unterliegen Fassadenkollektoren im Sommer durch die geringere Sonneneinstrahlung an der Wand einer geringeren Materialbelastung als auf dem Dach, was eine längere Lebensdauer ermöglicht.

Flächenpotenzial für Wärmegewinnung

Ein weiterer, wichtiger Punkt bezieht sich auf die bauliche Situation vor allem im urbanen Raum. Hier steht an Häuserfassaden gerade von hohen Gebäuden vielerorts wesentlich mehr Fläche zur Verfügung als auf den Dächern. Diese werden oft auch noch für die Überfahrt von Fahrstuhlschächten und weitere technische Aufbauten benötigt. Somit ist das Flächenpotenzial für die Wärmegewinnung um ein Vielfaches höher als bei Dachkollektoren. Auch hinsichtlich der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind Fassadenkollektoren für Planer, Architekten und Bauherren interessant, z. B. für Mehrfamilienhäuser: Bei Gebäuden lassen sich die Erträge regenerativer Energien mit der Primärenergiebilanz verrechnen. Deshalb ermöglichen diese Kollektoren den Einsatz geringerer Dämmstoffstärken bei der Wärmedämmung für gleichwertige Dämmungseffekte (sogenannte „U-Werte“). Außerdem entfällt der oftmals nicht gewollte „Schießscharteneffekt“ durch den Einsatz voluminöser Dämmmaterialien. Das ist jedoch nicht der einzige gestalterische Mehrwert.

Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten

Das Neue am Konzept des Streifenkollektors sind die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten gepaart mit einer vereinfachten Hydraulikplanung und Montage. Im Gegensatz zu bisherigen Kollektoren nämlich bieten diese vergleichsweise leicht montierbaren Streifenkollektoren eine hohe Flexibilität hinsichtlich Größe, Farbe, Abstand, Anzahl und Ausrichtung an der Fassade. Der Bereich zwischen den einzelnen Kollektoren lässt sich problemlos zur architektonischen Gestaltung der Fassade mit verschiedenen Materialien nutzen. Somit erschließt sich bei der Nutzung der Fassade eine komplette weitere Dimension: Neben Wetterschutz und „Gesicht“ eines Gebäudes kommt nun noch die Energiegewinnung hinzu.

Doch wie funktioniert das Ganze eigentlich genau? Am Demonstrationsobjekt in Ober-Ramstadt wurden die von Firma Wagner Solar gefertigten Streifenkollektoren an einer Unterkonstruktion einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) befestigt. Ganz ohne komplizierte Hydraulik und mit vielen Möglichkeiten der Anordnung. Eine geeignete Unterkonstruktion lässt sich sowohl an Neubauten wie etwa auch problemlos im Rahmen einer Sanierung installieren, und vor allem auch mit Wärmedämm-Verbundsystem-Fassaden kombinieren. Die schlanken, streifenförmigen Kollektoren selbst werden anschließend „trocken“ mit einem Sammelkanal, der gleichzeitig als Montageschiene fungiert, verbunden. Die gewonnene Wärme innerhalb des Kollektors wird dabei über Wärmerohre (sogenannte „Heatpipes“) zur Seite transportiert und über die verschraubte Anschlussstelle an den Sammelkanal übertragen. Da die einzelnen Kollektoren somit keinen hydraulischen Anschluss benötigen, erklärt sich ihre einfache und flexible Handhabung.

„Plug&Play“-Lösung spart Bauzeit

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang: Diese „Plug & Play“-Lösung spart zudem Bauzeit durch geringeren Abstimmungsbedarf der betroffenen Gewerke während der Ausführung. Dadurch ist es auch Fassadenbauern, Stuckateuren und Malern möglich, solche „haustechnischen“ Systeme in der Fassade umzusetzen. Wie übliche Solarkollektoren weisen auch die Streifenkollektoren eine Wärmedämmung sowie Frontverglasung auf. Sie nutzen spektralselektiv beschichtete Absorber. Mit ihnen lässt sich viel Solarstrahlung gewinnen. Die Wärmeverluste bleiben dabei gering.

Fazit: Neben den positiven Auswirkungen auf die Umwelt durch die Nutzung erneuerbarer Energie ohne CO2– Ausstoß bietet dieses System ein hohes Maß an architektonischem Gestaltungsspielraum für Häuserfassaden. Dazu kommt der Image-Gewinn für Planer, Bauherren, Architekten und ausführenden Unternehmen durch die Verwendung zukunftsorientierter, innovativer Konzepte auf dem neuesten Stand der Technik. Aktuell finden ergänzend dazu bereits weitere Forschungen mit dem Ziel der energetischen Fassadennutzung statt. Soll die Energiewende gelingen, lohnt es sich also in vielerlei Hinsicht, dieses Projekt im Auge zu behalten.

Windnode: Energiesparen im Gebäude

Energiesparen im Gebäude – das ist das Thema des Borderstep-Forschungsprojekts WindNODE. Wie können Wohnquartiere zur zukünftigen Energieversorgung beitragen? Das wird im WindNODE-Versuchsquartier Prenzlauer Berg praktisch erprobt. Wie das genau funktioniert, erläutert ein aktueller Filmbeitrag.

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Entrepreneurshipforschung trifft sich in Flensburg

Gipfeltreffen der Entrepreneurshipforschung: Der von Borderstep-Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter geleitetete FGF-Arbeitskreis „Sustainable Entrepreneurship“ traf sich in der vergangenen Woche in Flensburg. Gastgeber des diesjährigen gemeinsamen Treffens mit dem FGF-Arbeitskreis Social Entrepreneurship (Leitung Prof. Matthias Raith, Otto von Guericke Universität Magdeburg) war Prof. Dirk Ludewig (Dr. Werner Jackstädt-Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand Flensburg, Hochschule Flensburg) .

Höhepunkt des Frühjahrstreffen war ein Kamingespräch im Fishbowl-Format. Hier diskutierte die Spitze der Entrepreneurshipforschung in Deutschland mit Tobias Goldschmidt, Staatssekretär des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein eine Vielzahl spannender Fragen: Welche politischen Voraussetzungen und Strukturen braucht es, um die transformativen Prozesse Klimaschutz und Digitalisierung zu gestalten? Wie können (nachhaltige und soziale) Start-ups stärker an der Lösung politischer Herausforderungen mitwirken? Wie kann es gelingen, dass Digitalisierung gelingen, ohne Nachhaltigkeit zu kannibalisieren?

Das Fazit der Teilnehmenden: ein dynamischer, informativer und vor sehr offener Austausch und ein überaus erfolgreiches Arbeitskreistreffen. Staatssekretär Tobias Goldschmidt betonte im Nachgang, wie wichtig die „volle Power der Marktwirtschaft“ und ein „neues Verständnis von Unternehmertum“ sei, um auf schnellstem Wege klimaneutral zu werden.

Prof. Fichter Mitglied der AG „Zirkuläre Geschäftsmodelle“

Borderstep-Direktor Professor Dr. Klaus Fichter wurde von der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech in die Arbeitsgruppe „Zirkuläre Geschäftsmodelle“ der Circular Economy Initiative Deutschland berufen.

Vorschläge für eine Circular Economy Roadmap

Die Arbeitsgruppe nahm im Februar ihre Arbeit auf. Sie wird bis Herbst 2020 Vorschläge für eine Circular Economy Roadmap für Deutschland erarbeiten. Diese wird Empfehlungen an die Bundesregierung formulieren. Wie kann eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft in Deutschland realisiert werden? Welche Rahmenbedingungen sind dafür zu schaffen?

Impact nachhaltigkeitsorientierter Gründungsförderung

Das Borderstep-Vorhaben „IMPACT nachhaltigkeitsorientierter Gründungsförderung: Innovative Ansätze zur Erfassung und Steuerung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Wirkung von Gründungsförderprogrammen“ ist im Herbst 2019 gestartet und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

Das zweijährige Projekt hat drei Ziele:

  1. Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ein Wirkungsmodell der Gründungsförderung.
  2. Die Entwicklung eines Konzeptes und methodischen Rahmenwerks für eine wissenschaftlich belastbare, evidenz-basierte Erfassung der Interventionswirkung von Gründungsförderprogrammen auf ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Zielgrößen.
  3. Die Bereitstellung von Indikatoren und Messinstrumenten, um die kurz- und mittelfristigen Unterschiede zwischen der Gruppe der geförderten Start-ups und einer Kontrollgruppe erfassen und darstellen zu können.

Nachhaltige Effekte in der Praxis

Mit diesen Zielen stärkt das Vorhaben die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Es unterstützt die Erreichung der Ziele von Energiewende, Klimaschutzplan 2050 und weiteren nachhaltigkeitspolitischen Zielsetzungen in Deutschland. Außerdem verbessert das Vorhaben die Möglichkeit für Gründungsförderakteure,  die Erreichung des selbst gesteckten Anspruchs zu kontrollieren und zu steuern. So können geförderte Projekte nachhaltige Effekte in der Praxis erzielen, Impulse geben und eine Multiplikatorwirkung entfalten.

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Reisen erschweren – Teleconferencing entwickeln

Vermeidung von Reisen: Welchen Beitrag können Teleconferencing und Online-Zusammenarbeit leisten?

Innovative Angebote allein sparen nicht notwendigerweise Energie und Ressourcen. Borderstep untersucht diese Frage in dem Projekt Klimaschutzpotenziale der digitalen Transformation. Daraus ist ein Bericht entstanden. Er erläutert, dass die Diffusion der verschiedenen Formen des Teleconferencing nur in der Verbindung mit der Reduzierung realer Reisen Chancen bietet, eine neue Konferenzkultur zu entwickeln.

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Ihre Kritik

Wir brauchen Ihre Hilfe: Das bewusste Reduzieren der Reisetätigkeit steckt noch in den Kinderschuhen. Bei der Nutzung von Teleconferencing zum Ersatz realer Reisen entstehen ständig neue Erfahrungen. Große, virtuelle Konferenzen sind ohnehin eine neue Erscheinung. Wir bitten Sie, diesen Text zu  kommentieren und durch Widerspruch, gute Beispiele und weitere Ideen zu ergänzen. Wir haben die Absicht, Ihre Vorschläge und Erfahrungen in den Text einzuarbeiten und ihn in verbesserter Form noch einmal zu veröffentlichen.

Future Energies Science Match: Jetzt als Film

Borderstep kuratierte für die Veranstaltung Future Energies Science Match 2019 die Session Start-up Dialog.

Der Energieforschungsgipfel des Landes Schleswig-Holstein fand zum dritten Mal in Kiel statt. Borderstep-Researcherin Dr. Yasmin Olteanu diskutierte mit innovativen Start-ups das Thema nachhaltiges Gründen.

Jetzt ist ein Film veröffentlicht worden, in dem auch Yasmin Olteanu zu Wort kommt.

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Parlamentarischer Abend zum Klimaschutz im Gebäude

Im September legte die Bundesregierung mit den Eckpunkten zum Klimaschutzprogramm 2030 ihren Plan vor, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen: Ziel ist, dass Deutschland 55 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase wie CO2 bis 2030 ausstößt. Um das zu erreichen, ist unter anderem im Gebäudesektor angesichts des großen Anteils der Raumwärme am Endenergieverbrauch in Wohngebäuden noch viel zu tun.

Welchen Beitrag intelligente Gebäudetechnik an der CO2-Reduktion leisten kann, stand beim Parlamentarischen Abend der Wirtschaftsinitiative Smart Living zum Thema „Digitale und bezahlbare Lösungen für den Klimaschutz im Gebäude“ am 10. Dezember in Berlin im Mittelpunkt. Das Borderstep Institut hatte hierfür die Zahlen berechnet.

Lösungen aus Deutschland überzeugen durch Datenschutz und Sicherheit

Die Chancen der digitalen Gebäudeautomationssysteme müssen besser genutzt werden, betonte Staatssekretär Andreas Feicht aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zum Auftakt. Wenngleich andere Länder in einigen Smart-Living-Bereichen bereits weiter vorangeschritten sind, überzeugen die Lösungen von Anbietern aus Deutschland vor allem durch Datenschutz und Sicherheit. Neben den Stärken wie den hohen Datenschutzanforderungen kann Deutschland vor allem durch innovative Konzepte punkten.

Borderstep berechnet 7 Millionen Tonnen CO2 Einsparpotenzial

Die Möglichkeiten für Unternehmen aus Deutschland unterstrichen auch Hans-Georg Krabbe, Vorsitzender des Lenkungskreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Vorstandsvorsitzender ABB Deutschland AG, und Ingeborg Esser, Vorsitzende des Strategiekreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Hauptgeschäftsführerin Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW). Der Gebäudeautomationsbereich ist, anders als der Markt für Unterhaltungselektronik, noch nicht durch ausländische Firmen beherrscht, so dass sich hier große Chancen für deutsche Anbieter bieten.

Mehr Energieeffizienz durch Förderung von digitalen Systemen

Davon können nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem auch die Anwender und letztendlich die gesamte Gesellschaft maßgeblich profitieren: Nach Berechnungen des Borderstep Instituts können allein durch die Gebäudeautomation bzw. Energiemanagement über sieben Millionen Tonnen CO2 bis 2030 eingespart werden (bei einer Wohnflächen-Sanierungsrate von 4 Prozent bei Ein- und Zweifamilienhäusern und 6 Prozent bei Mehrfamilienhäusern). Bereits mit geringen Investitionen können hier große Energieeinsparungen erzielt werden, von denen besonders auch Mieter profitieren. Die Wirtschaftsinitiative fordert dafür in ihrem Positionspapier zum Gebäudeenergiegesetz unter anderem eine Zuschussförderung von „digitalen Systemen zur energetischen Betriebs- und Verbrauchsoptimierung“ auch für vermietete Wohnungen, die Ergänzung der Betriebskosten-Verordnung bezüglich der Umlagefähigkeit der Kosten für die Miete und anderer Arten der Gebrauchsüberlassung einer Ausstattung mit Gebäudeautomationssystemen, sowie die Anrechenbarkeit von Gebäudeautomation (GA) mit Hilfe der GA-Effizienzfaktoren A und B.

Der Parlamentarische Abend präsentierte praxiserprobte Beispiele

Der Parlamentarische Abend machte anhand unterschiedlicher Beispielprojekte aus dem Neubau- und Bestandsbau-Bereich auch deutlich, wie Smart-Living-Technologien sich in der Praxis bewähren: So konnten bereits durch den preiswerten Einsatz von Einzelraumsteuerung in 250 Sozialwohnungen im Landkreis Leer 35 Prozent Energieeinsparungen erreicht werden. Umfassendere Projekte mit der energietechnischen Aufrüstung von ganzen Wohnquartieren wie das BMWi-Projekt Windnode haben Heizenergieeinsparungen in Höhe von 24 Prozent ermöglicht (siehe auch das Video WindNODE: Das Versuchsquartier Prenzlauer Berg). Im Rahmen des Quartierprojektes „REnnovates“ (EU Horizon 2020 Programm) konnte eine Reduktion des Energieverbrauchs in Höhe von 60 Prozent und eine Steigerung der Energieeffizienz zwischen 40-50 Prozent erzielt werden.

Smart Living darf kein nice-to-have sein

Auch in der abschließende Podiumsdiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Timon Gremmels (SPD), Dr. Ingrid Nestle (Bündnis 90/ Die Grünen), Prof. Martin Neumann (FDP) und Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) sowie Ingeborg Esser und Ralf Christian, Mitglied des Lenkungskreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Top Executive Circle Siemens AG, herrschte Einstimmigkeit über die Notwendigkeit von intelligenter Gebäudeautomatisierung: „Smart Living darf kein nice-to-have sein“, formulierte Gremmels. Notwendig sei vor allem ein übergreifendes Gesamtkonzept, um die enormen Potenziale zu erschließen. Teil dessen müsse auch eine noch stärkere Sensibilisierung für die Vorteile von Smart Living sein. „Die Effekte müssen mess- und fühlbar sein“, so Neumann.

Energiebedarf der Rechenzentren steigt deutlich an

Energie und Rohstoffe in Rechenzentren effizienter nutzen – diesem Ziel hat sich das Projekt Ganzheitliches Energiemanagement in professionellen Rechenzentren (Englisch: „Total Energy Management for Professional Data Centers“, kurz TEMPRO) verschrieben. Vor kurzem wurde es erfolgreich abgeschlossen. Borderstep erforschte gemeinsam mit fünf Wirtschaftsunternehmen und zwei Forschungspartnern in dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt die Umweltwirkungen von Rechenzentren. Gemeinsam wurden neue energie- und ressourcensparende Technologien identifiziert, bewertet und prototypisch entwickelt.

Energiebedarf der Rechenzentren steigt deutlich an

„Der ganzheitliche Energiebedarf der Rechenzentren steigt sehr deutlich an. Die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft benötigt immer mehr Energie und natürliche Ressourcen“, erläutert Projektleiterin Dr. Alexandra Pehlken. „Wir konnten berechnen, dass die mehr als 50.000 Rechenzentren in Deutschland im Jahr 2018 14 Mrd. kWh Strom verbrauchten. Das sind 2,7% des Stromverbrauchs in Deutschland und fast 40% mehr als im Jahr 2010.“ Hinzu kommt noch die sogenannte graue Energie, die bei der Herstellung und beim Transport der in den Rechenzentren eingebauten Geräte und Anlagen entsteht. „In TEMPRO konnten wir erstmalig für Deutschland diese graue Energie abschätzen“, so Pehlken. „Damit haben wir eine Grundlage geschaffen, künftig die Umweltwirkungen der Rechenzentren ganzheitlich bewerten zu können.“

Angesichts der globalen Umweltsituation stellt der wahrscheinlich auch in Zukunft steigende Energie- und Ressourcenbedarf der Rechenzentren neue Herausforderungen für Unternehmen und Politik. „Trotz deutlicher Effizienzgewinne wird der Energie- und Ressourcenbedarf der Rechenzentren in Deutschland bis 2030 voraussichtlich um mehr als 50% steigen“, erläutert Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher und TEMPRO-Projektverantwortlicher am Borderstep Institut. „Wirtschaft und Gesellschaft erzeugen immer mehr Daten, die übertragen, verarbeitet und gespeichert werden müssen. Das führt zu immer mehr sehr großen Rechenzentren.“ Mit neuen Technologien wie Autonomen Fahren, Industrie 4.0 und dem Ausbau der 5G-Mobilfunknetze werden zusätzlich auch immer mehr kleinere sogenannte Edge-Rechenzentren aufgebaut. „Der energieeffiziente Aufbau und Betrieb von Edge-Rechenzentren stellt eine Herausforderung dar“, konstatiert Ralph Hintemann. „Im Jahr 2030 können Edge-Rechenzentren für ein Drittel des Energiebedarfs aller Rechenzentren in Deutschland verantwortlich sein“.

Entwickelte Softwaretools unterstützen Energie- und Ressourceneffizienz

TEMPRO lieferte auch konkrete Hilfestellungen, Ansatzpunkte und Handlungsoptionen zur Verringerung der Umweltwirkungen von Rechenzentren. Es wurden unter anderem Softwaretools entwickelt, die den energie- und ressourcenbewussten Rechenzentrumsbetrieb unterstützen. Mit dem jetzt öffentlich verfügbaren Erstbewertungstool ERBET können Rechenzentrumbetreiber z.B. ihren ganzheitlichen Energiebedarf abschätzen und bewerten.

In TEMPRO wurden mehr als 60 neue energie- und ressourcensparende Technologien analysiert und bewertet. Die Wirtschaftspartner BTC IT Services GmbH, dc-ce Berlin-Brandenburg und der Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg haben prototypisch besonders erfolgsversprechende Technologien entwickelt. „Wir konnten zeigen, dass trotz zunehmender Digitalisierung in Zukunft auch eine Trendwende bei der Entwicklung des Energiebedarfs der Rechenzentren möglich ist“, so Pehlken. „Wenn es gelingt, die von uns identifizierten und entwickelten Technologien verstärkt einzusetzen, kann der ganzheitlich Energiebedarf der Rechenzentren in Deutschland in Zukunft auch zurückgehen. Wir halten eine Reduktion um 25% bis zum Jahr 2030 für möglich.“

Nachhaltig gründen!

Was ist Nachhaltigkeit? Warum und wie sollten Gründerinnen und Gründer das Thema Nachhaltigkeit in den Gründungsprozess einbeziehen? Das sind die Ausgangsfragen, mit denen sich der Workshop des Borderstep Instituts beim BPW Business-Plan-Wettbewerb beschäftigt.

Der Workshop gibt einen Einblick darüber, warum es für jede Gründung wichtig ist, Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen und gibt Tipps, wie Gründungsteams Nachhaltigkeit in ihr Geschäftsmodell integrieren können. Interessierte Teilnehmende können zusätzlich ihre nachhaltige Gründungsidee pitchen und zusammen mit den Referenten reflektieren und weiterentwickeln.

Borderstep stellt dabei aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Vorhaben Sustainability4all vor. In Zusammenarbeit mit zentralen Akteuren des deutschen Gründerökosystems möchte das Projekt eine frühzeitige und dauerhafte Einbindung von Nachhaltigkeitsbelangen in neu gegründete, innovative Unternehmen anregen.

Business-Plan-Wettbewerb BPW

Der BPW unterstützt Gründerinnen und Gründer in Berlin und Brandenburg bei der Erstellung eines Geschäftskonzepts (Businessplan oder Business Model Canvas) und findet jährlich von Oktober bis Juli des Folgejahres statt. Zu den zahlreichen Angeboten zählen: Seminare, Workshops, Netzwerkveranstaltungen und Beratungsmöglichkeiten. Außerdem können (zukünftige) Start-ups ihr Geschäftskonzept in drei Phasen online einreichen und von Branchenexperten bewerten lassen. In jeder Wettbewerbsphase werden die besten Konzepte ermittelt und Siegerteams gekürt. Über den gesamten Wettbewerb werden mehr als 50.000 Euro Preisgeld vergeben. Alle Angebote können kostenfrei genutzt werden. Der Einstieg ist zu jeder Zeit möglich.

Referenten

Dr. Yasmin Olteanu ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Borderstep Institut. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Sustainable Entrepreneurship. Im Rahmen ihrer Projekte stimuliert sie eine stärkere Wahrnehmung der Bedeutung und Herausforderungen von Gründungen im Bereich Green Economy und die Optimierung relevanter Förderinstrumente. In diesem Zusammenhang entwickelte Yasmin Olteanu den Green Startup Monitor und verantwortet dessen Weiterentwicklung.
Im Projekt Sustainability4All erarbeitet sie zielgruppengerechte Formate, die Start-ups und das Start-up-Ökosystem bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten unterstützen. Zudem beschäftigt sie sich mit der nachhaltigkeitsorientierten Wirkungsmessung von Start-ups und deren Förderprogrammen.

Alexander Schabel kümmert sich beim Borderstep Institut um das Thema Gründergeist und wirkt an der Schnittstelle von Entrepreneurship-Theorie und Unternehmens-Praxis. Er leitet das Portal für die grüne Gründerszene StartGreen und den StartGreen Award, der innovative Start-ups und ihre Förderer auszeichnet. Im Rahmen seiner Tätigkeit leitet er das Projekt Sustainability4All, welches in Zusammenarbeit mit zentralen Akteuren des deutschen Gründerökosystems eine frühzeitige und dauerhafte Einbindung von Nachhaltigkeitsbelangen in neu gegründete, innovative Unternehmen anregen möchte. Ferner unterstützt er das Borderstep-Wissenschaftsteam bei der Organisation und Durchführung von Dialogveranstaltungen im Projekt Grüne Gründungen als Transformationsmotor stärken. Im Projekt StartGreen@School entwickelt Alexander Schabel Methoden und Tools zur Förderung einer nachhaltigkeitsorientierten Gründungskultur an Schulen.