Borderstep Impact Forum 2017
Geld verdienen und Welt verbessern
Wie müssen Innovationen und Gründungen gefördert werden, damit die Transformation hin zu einer Green Economy gelingt? Diese Frage stand im Mittelpunkt beim Borderstep Impact Forum 2017 im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem. Die Veranstaltung war festlicher Höhepunkt zum zehnjährigen Bestehen des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit.
Welche Förderung brauchen grüne Start-ups?
Brauchen wir einen Pfadwechsel in der Innovations- und Gründungsförderung in Deutschland? Dazu debattierten im Rahmen der Podiumsdiskussion Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ko-Präsident des Club of Rome, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter, ihr Counterpart aus dem Bundeswirtschaftsministerium Dirk Wiese zusammen mit der Gründerin Julia Römer vom Start-up Coolar und dem Borderstep-Direktor Professor Klaus Fichter.
Dem Podium beim Borderstep Impact Forum 2017 vorausgegangen waren fünf Fachforen. Diskutiert wurden dort neue Ansätze nachhaltiger Gründungsförderung und praktische Fragen der grünen Start-up Finanzierung. In anderen Foren ging es um die Rolle von Innovation Communities für die Energiewende, den Möglichkeiten, die Innovationsallianzen für Green Computing bieten oder um Erfolgsfaktoren für die Diffusion von Nachhaltigkeitsinnovationen.
Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen
Ernst Ulrich von Weizsäcker nahm den im Herbst 2017 erscheinenden neuen Bericht des Club of Rome als Basis für seine Forderung nach langfristig verlässlichen politischen Rahmenbedingungen und klaren ökonomischen Anreizen für Innovation. Der Bericht trägt den Titel „Come on!“. Die staatlich gesteuerte stetige Verteuerung von Energie entsprechend realer volkswirtschaftlicher Effizienzsteigerungen führe zu gleichbleibenden Energieausgaben für Verbraucher und Betriebe, steuerlicher Aufkommensneutralität und planbaren Innovationsrahmenbedingungen für Unternehmen und Gründer. Nur wenn die Preise die ökologische Wahrheit sagten, bekämen Innovationen die richtige Richtung.
Innovationen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen
Auch Rita Schwarzelühr-Sutter unterstrich die Bedeutung verlässlicher langfristiger Rahmenbedingungen. Diese böte zum Beispiel der im November 2016 von der Bundesregierung verabschiedete Klimaschutzplan 2050. Die für die Jahre 2030 und 2050 gesetzten Emissionsminderungsziele werden dort auf einzelne Sektoren heruntergebrochen. Um die Ziele des Klimaschutzplans zu erreichen, sah Schwarzelühr-Sutter den dringenden Bedarf, die Verbreitung umweltfreundlicher Innovationen zu beschleunigen. Diese blieben, wie Untersuchungen des Borderstep Instituts zeigten, zu oft noch in der Nische stecken.
Start-ups als Innovatoren sind Mittelstand von morgen
Mit Blick auf den Klimaschutzplan 2050 bedauert Dirk Wiese, dass es innerhalb der Großen Koalition nicht gelungen sei, das Gebäudeenergiegesetz auf den Weg zu bringen. Damit wären für Neubauten der öffentlichen Hand neue Anreize für Energieeinsparungen und innovative Lösungen gesetzt worden. Er betonte, dass Start-ups als Innovatoren der Mittelstand von morgen seien und sah den dringenden Bedarf, neben technischen auch soziale Innovationen zu fördern.
Thema Nachhaltigkeit gehört in jeden Businessplan
Julia Römer sah das auch so. Mit ihrem Start-up Coolar hat sie einen Kühlschrank erfunden, der nicht mit Strom, sondern mit Wärme betrieben wird. Römer kritisierte aber, dass in der bisherigen Gründungsförderung Nachhaltigkeit keine nennenswerte Rolle spiele. „Es muss in jedem Businessplan drinstehen, was der soziale und ökologische Beitrag einer Gründung ist“, forderte sie und erhielt dafür viel Beifall. Innovation allein reiche nicht aus. „Erst als wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit näher beschäftigt haben, erkannten wir das passende Geschäftsmodell“, erläuterte Julia Römer auf dem Podium. Jetzt setzt Coolar auf den Einsatz des Kühlschranks in Ländern mit instabiler Stromversorgung. Dort kann er dazu genutzt werden, Medikamente und Impfstoffe verlässlich zu kühlen.
Von ökonomischer hin zu nachhaltiger Gründungsförderung
Auch Borderstep-Gründer Klaus Fichter unterstrich die Notwendigkeit, die bislang ausschließlich auf ökonomische Ziel- und Erfolgsgrößen beschränkte Gründungsförderung um ökologische und soziale Nachhaltigkeitsziele zu erweitern. Basierend auf Borderstep-Untersuchungen des deutschen Gründungsfördersystems forderte er einen Paradigmenwechsel „von einer ökonomischen zu einer nachhaltigen Gründungsförderung“. Anstatt themenneutral alles „mit der Gießkanne zu fördern“, sollten bewusst Schwerpunkte in Gründungsfeldern gesetzt werden, die erkennbar zu prioritären gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben beitragen, wie sie die Bundesregierung in der Hightech-Strategie formuliert habe. Dazu zähle auch und insbesondere nachhaltiges Wirtschaften.
Förderprogramme um Nachhaltigkeitskriterien erweitern
Auch Ernst Ulrich von Weizsäcker und Julia Römer sahen die Notwendigkeit für einen Pfadwechsel in der Innovations- und Gründungsförderung und forderten eine systematische Integration von Nachhaltigkeit. Römer empfahl konkret, das Förderprogramm EXIST – Existenzgründung aus der Wissenschaft des Bundeswirtschaftsministeriums um Nachhaltigkeitskriterien zu erweitern. Der Parlamentarische Staatssekretär Dirk Wiese fand diesen Vorschlag sehr erwägenswert und sagte zu, dies prüfen zu lassen.
Eine Journalistin der Deutschen Welle brachte ihre Erkenntnisse aus dem Borderstep Impact Forum 2017 auf den Punkt: Geld verdienen und die Welt retten. Dass sich das nicht ausschließt, haben die Beiträge auf dem Podium eindrucksvoll verdeutlicht.