Smart Impact: Diffusion von Nachhaltigkeitsinnovationen
Fachforum 4, Borderstep Impact Forum 2017
Session Chair Dr. Martin Hirschnitz-Garbers, Senior Fellow, Ecologic Institut, Wissenschaftliche Koordination des BMBF Förderschwerpunktes Nachhaltiges Wirtschaften, Dr. Jens Clausen, Borderstep Institut
Hintergrund
Knapp zwei Drittel der in Deutschland in den letzten Jahrzehnten eingeführten Nachhaltigkeitsinnovationen verfügen in den jeweiligen Zielmärkten gegenwärtig noch nicht einmal über 15 Prozent Verbreitungsgrad.
Das Borderstep Institut analysiert derzeit im BMBF-Projekt Evolution2Green Pfadabhängigkeiten, die den Wandel zur Green Economy bremsen. Das Projekt Umweltinnovationen und ihre Diffusion als Treiber der Green Economy untersucht im Auftrag des Umweltbundesamtes die Dynamiken im Hintergrund der langsamen Diffusion vieler Innovationen.
Mögliches ökologisches Entlastungspotenzial wird kaum erschlossen
Nach einführenden Vorträgen von Dr. Jens Clausen (Borderstep) und Carl Otto Gensch (Ökoinstitut) wurden Möglichkeiten der Diffusionsförderung diskutiert. Dr. Katarina Reuter von Unternehmensgrün fokussierte dabei genau wie Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe ihr Statement auf Forderungen an die Politik: Gefordert wurden ordnungsrechtliche Ansätze (z.B. fehlen gesetzliche Vorgaben zur Sanierung im Gebäudebereich) aber auch ein Policy Mix. Ziel dabei: Produkt- und Dienstleistungspreise, die so weit möglich die ökologische Wahrheit sagen.
Hierzu seien Förderungen genauso von Bedeutung, wie der Abbau umweltschädlicher Subventionen, den Dr. Andreas Burger vom Umweltbundesamt betonte. Auch Steuern und Abgaben stünden als Instrumente zur Steuerung zur Verfügung.
Smart Impact durch Überwindung von Pfadabhängigkeiten
Wichtig schien in der Diskussion aber nicht nur die Förderung der Diffusion, sondern auch der Abbau von Hemmnissen und die Überwindung von Pfadabhängigkeiten. Die Diffusion von Neuerungen wird behindert durch:
- rechtliche Regelungen
- bestehende falsche Annahmen und Mythen, die der Führung von Unternehmen und der Formulierung von Politik mancherorts zugrunde liegen
- den Druck von Investoren auf Innovatoren, noch nicht marktreife Produkte auf den Markt zu bringen
- intensiven Lobbyismus etablierter Akteure zur Verlängerung bestehender Pfade.
Diffusion als Kostenfrage: Ökologische Produkte nicht nur im Premium-Segment
Aber auch bei den Anbietern werden Möglichkeiten gesehen, die Diffusion eigener Produkte voranzutreiben. Mit Blick auf die Tatsache, dass große Gruppen der Gesellschaft über ein geringeres Einkommen verfügen als die sozialökologischen Kernzielgruppen der Ökoinnovationen, besteht eine dieser Möglichkeiten in Anstrengungen zur Kostensenkung. Ökologische Produkte sollten nicht nur im Premiumsegment platziert werden.
Auch die Stärkung der öffentlichen Beschaffung bei gleichzeitiger Minimierung der hinderlichen Wirkungen von zu sehr auf den Preis fokussierten Beschaffungsvorgaben wurde vorgeschlagen. Um die Diffusion vieler Innovationen zeitnah zu stärken, bedarf es darüber hinaus einer ressortübergreifenden, kohärenten und koordinierten Strategie der Politik.
* Die Präsentation basierte auf noch laufenden Arbeiten aus dem Projekt Umweltinnovationen und ihre Diffusion als Treiber der Green Economy, an denen weiter gearbeitet wird. Die Inhalte werden im Laufe des Sommers als Veröffentlichung des Umweltbundessamtes publiziert.