Woche der Wärmepumpe: Materialien jetzt verfügbar
Die „Woche der Wärmepumpe 2022“ hat dem dringenden Umstieg auf erneuerbare (Heiz-) Energien einen Schub gegeben: Mit Info-Veranstaltungen, Fachvorträgen, einer Pressefahrt und der Verleihung des 1. Niedersächsischen Wärmepumpenpreises. Die Aktion fand vom 1. bis zum 9. Oktober in ganz Niedersachsen statt.
Die Woche der Wärmepumpe wurde vom Borderstep Institut zusammen mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, der Leibniz Universität Hannover und dem Bundesverband Wärmepumpe mit Förderung durch die Nationale Klimschutzinitiative NKI organisiert und mit Unterstützung von vielen regionalen Partnern umgesetzt. Die Schirmherrschaft hatte der niedersächsische Umweltstaatssekretär Frank Doods inne.
Zu den ausgezeichneten Wärmepumpenanlagen sind jetzt Videos veröffentlicht worden. Zudem stehen die Vorträge online zur Verfügung. Alle Materialien können kostenfrei abgerufen werden.
2.500 Menschen informierten sich bei Woche der Wärmepumpe
Die Woche der Wärmepumpe leistete einen deutlichen Beitrag dazu, Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer über das Heizen mit der Wärmepumpe zu informieren. Alleine 700 Menschen folgten der Einladung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover zu einem „Tag der Geothermie“, weitere 350 suchten die Leibniz Universität Hannover auf und hörten Vorlesungen und sahen Präsentationen zur Wärmepumpe. In dem kleinen Städtchen Wennigsen kamen 200 zu einer Veranstaltung, in Lehrte 100.
„Heizen mit der Wärmepumpe kommt an: Das beweist die hohe Nachfrage für alle Veranstaltungen im Rahmen unserer Woche der Wärmepumpe.“ Dr. Jens Clausen, Mitgründer Borderstep Institut und Initiator der Woche der Wärmepumpe
Erster niedersächsischer Wärmepumpenpreis verliehen
In insgesamt drei Kategorien wurde die innovativste Wärmepumpe, eine überzeugende Wärmepumpenlösung für ein saniertes Gebäude sowie die Wärmepumpe mit der längsten Betriebszeit prämiert. Die Preisverleihung fand in der Hochschule Hannover statt. Im Anschluss fand eine Diskussionsrunde zum Thema „Fachkräfte für die Wärmewende“ statt – denn die überaus große Nachfrage nach Wärmepumpen offenbart auch den aktuellen Fachkräftemangel im Handwerk.
Über die Auszeichnung „Innovativste Wärmepumpe“ freuten sich Kirsten und Mathias Döffinger aus Fuhlen bei Hessisch Oldendorf. Innovationen des bewährten Heizsystems sind wichtig: das Ehepaar aus Niedersachsen hat gleich an zwei Stellen ihre Wärmeversorgung optimiert. Zum einen wurden die Außenwände ihres Gehöftes mit seinem Backsteinmauerwerk und Fachwerkelementen von innen gedämmt und dabei eine in Lehm verlegte Wandheizung eingebaut. Durch die große Fläche der Wandheizung kommt das System mit einer sehr geringen Vorlauftemperatur aus. Die Wärmequelle, die die Sole-Wasser-Wärmepumpe von Familie Döffinger nutzt und eine hohe Jahresarbeitszahl erreicht, ist jedoch hier das Besondere und für die Jury auszeichnungswürdig: die Leitungen zum Sammeln der Wärme sind unter dem Misthaufen des Pferdestalls verlegt. So kann ganzjährig darauf vertraut werden, dass eine 15- 20 °C warme Wärmequelle zur Verfügung steht.
Überzeugendes Gesamtkonzept
Den Titel „Überzeugendste Wärmepumpe“ konnte sich das Heizsystem im Wohngebäude von Olaf Kluckhuhn in Edewecht sichern. Anfang der 1970er Jahre errichtet, wurde 2018 umfassend gedämmt und Fenster und Türen erneuert. 2022 wurden das Dach und die Kellerdecke energetisch saniert und Heizkörper durch größere ersetzt. Auf der Südseite des Daches ist eine PV-Anlage montiert. Weiter ist das Gebäude mit einem Energiemanagementsystem und einer Wallbox für das Elektroauto der Mieter ausgerüstet. Ein Batteriespeicher ist geplant. Für die Sole-Wasser-Wärmepumpe wurden vor dem Haus zwei Erdbohrungen mit je 130 m Tiefe niedergebracht. Sie sind reichlich dimensioniert, um so eine möglichst hohe Soletemperatur und damit eine hohe Arbeitszahl der Wärmepumpe zu erreichen. Überzeugt hat das Gesamtkonzept: Vermieter und Mieter waren sich einig, dass im Sinne des Klimaschutzes gehandelt werden muss. Die Jury bescheinigt: die umfassende Sanierung und das Hand-in-Hand-Gehens beider Parteien hat Vorbildcharakter für den Gebäudebestand in ganz Deutschland.
Wärmepumpe läuft seit über 40 Jahren
„Sie läuft und läuft und läuft“ lässt sich Ernst Vogeler aus Großburgwedel, Gewinner in der Kategorie „Älteste Wärmepumpe“, zitieren. Eine effiziente Wärmepumpe sollte eine lange Betriebszeit erreichen können und so Geld und Material sparen. Herr Vogeler, ein innovativer Zeitgenosse, hat damals eine der ersten Brennwertheizungen eingebaut und investierte auch für seine Warmwasserversorgung 1981 in eine neue Technologie: Die Wärmepumpe. Sie steht ganz oben unterm Dach in einem Abstellraum, wo es besonders im Sommer sehr warm ist. Dadurch, dass die Wärmepumpe dort warmes Wasser erzeugt, kühlt sie auch nebenher. Ein Heizsystem ohne Ausfälle oder große Reparaturen und dies nach über 40 Jahren – die Jury überzeugte dies und prämiert Herrn Vogeler.
Borderstep Mitgründer Dr. Jens Clausen ist von den vorbildlichen Einreichungen des Premierenjahrgangs begeistert:
„Die Bewerbungen zeigen, dass sich viele Hausbesitzende darum kümmern, mit Wärmepumpen effizient zu heizen. Einige nutzen dabei schon den Vorteil der Photovoltaik, erzeugen rund die Hälfte des Wärmepumpenstroms selbst und senken so effektiv die Energiekosten.“
Nicht zuletzt durch die aktuelle Energiekrise ist die Nachfrage gerade nach Wärmepumpen sehr stark angestiegen. Mit ihr steht ein effizientes und umweltfreundliches System zur Verfügung, das seit Jahren serienreif ist und sowohl im Neubau, aber auch in älteren Gebäuden einsetzbar ist. Der Niedersächsische Wärmepumpenpreis setzt hier ein Zeichen und prämiert Wärmepumpen, die sich in unsanierten bzw. teilsanierten Wohngebäuden bewährt haben.
Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, betonte die Signalwirkung, die von den erfolgreichen Projekten ausgehe:
„Die drei Preisträger und alle anderen Bewerber des Niedersächsischen Wärmepumpenpreises zeigen eindrücklich, dass die Wärmepumpe ein Heizsystem ist, das auch in älteren Gebäuden bestens funktioniert. Wir müssen nun dringend dafür sorgen, dass diese Erkenntnisse weiter publik gemacht und möglichst viele Gebäude mit Wärmepumpen ausgestattet werden. Dies wäre ein großer Beitrag für den Klimaschutz und für mehr Energiesicherheit in Deutschland.“
Umstieg von Gas auf Wärmepumpe: Photovoltaik macht es lukrativ
Während einer Pressefahrt in Hannover konnten Medienschaffende verschiedene Häuser besichtigen, die von Gasheizung auf Wärmepumpe umgerüstet worden waren, ohne dass besonders aufwendige Dämmmaßnahmen durchgeführt wurden. Ein Wärmeverbrauch von 120 kWh/m2 erweist sich dabei als ausreichende Zielgröße, um die Gasheizung abschalten und auf Wärmepumpe umsteigen zu können. Die ausgezeichneten Anlagen des Niedersächsischen Wärmepumpenpreises demonstrieren: Doppelverglasung, 6 cm Dämmung und eine kluge Gestaltung der Wärmepumpenanlage lösen das Problem des Gasausstiegs. Ein Umstieg auf Photovoltaik liefert nochmal 50 % des Wärmepumpenstroms, mit Stromspeicher kommen weitere 10 % dazu.
Ein Eigenheimbesitzer aus der Nähe von Bad Nenndorf erklärte, wie er durch große PV-Ablagen nicht nur auf der Südseite, sondern auch auf der Nordseite des Daches (für den Winter, denn im Winter ist die Ausrichtung egal) trotz Heizen mit der Wärmepumpe, tägliches Pendeln zur Arbeit nach Hannover mit dem E-Golf und Deckung des Haushaltsstrombedarfs insgesamt energiepositiv wohnt, d.h. er speist deutlich mehr Strom ein als er dem Netz entnimmt. Und das alles ohne noch eine Tankrechnung bezahlen oder Gas oder Öl kaufen zu müssen. Seine Gesamtstromrechnung ist sogar niedriger als die Grundgebühr allein.
Die Woche der Wärmepumpe machte Hoffnung darauf, die hohen Energiekosten überwinden und langfristig sehr klimafreundlich wohnen zu können. Es soll nicht verschwiegen werden, dass bis dahin noch einige Investitionen auf die Hausbesitzende warten. Darüber wieder freuen sich die Hersteller wie Stiebel Eltron. Das Unternehmen im niedersächsischen Holzminden an der Weser beteiligte sich an der Woche der Wärmepumpe und hat die Absicht, die Produktionskapazität in wenigen Jahren zu verdreifachen. Und die Fachkräfte dafür? Eine Veranstaltung in Hannover machte deutlich, dass es so schlecht gar nicht aussieht. Das Wohnen im elektrifizierten Plusenergiehaus der Zukunft mit PV, Speicher, Wärmepumpe und Elektroauto muss so nicht mehr ein Traum für wenige bleiben.