Neuer Bewertungsstandard für Energieflexibilität veröffentlicht
Neuer Bewertungsstandard sorgt für mehr Wind- und Sonnenenergie im Stromnetz: Unter Leitung des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit entwickelte ein Konsortium eine DIN SPEC zur Bewertung und Berechnung von Flexibilität in Gebäuden und Quartieren. Dieser Standard ermöglicht es, mehr Strom aus Wind- und Solarenergie in Gebäuden und Quartieren zu nutzen und strategisch einzuplanen.
DIN SPEC Bewertungsstandard wird kostenfrei zur Verfügung gestellt
Die Initiative startete aus dem Projekt WindNODE heraus, das beispielhaft in Nordostdeutschland eine Zukunft mit 100% erneuerbarer Energie erforschte und vom BMWi gefördert wurde.
Die DIN SPEC 91410-2 wird kostenfrei zur Verfügung gestellt und kann unter diesem Link abgerufen werden.
Der Anteil von Photovoltaik und Windenergie an der Stromerzeugung lag zusammen im Jahr 2020 in Deutschland erstmalig bei mehr als 30% (Quelle). Dieser Anteil wird auch in Zukunft weiter ansteigen. Doch sowohl Windenergie als auch Photovoltaik sind nicht rund um die Uhr vorhanden. Deshalb steigt der Bedarf an Speicher und an Flexibilität von anderen Erzeugern und der Verbraucher.
Gebäude Schlüsselelement für Flexibilität
Gebäude können hier ein Schlüsselelement darstellen, denn sie sind für ca. ein Drittel des gesamten Endenergiebedarfs verantwortlich. Besonders größere elektrische Anlagen wie Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke, Stromspeicher und Elektromobilität können ihren Betrieb zeitlich am Angebot von Photovoltaik und Windenergie anpassen, man spricht von Flexibilität.
Diese Flexibilität wird in der energetischen Bewertung von Gebäuden bisher nicht berücksichtigt, da kein einheitliches Bewertungsverfahren vorlag. Aus dem Projekt WindNODE heraus wurde daher die Initiative gestartet, um ein Bewertungs- und Berechnungsverfahren zu entwickeln. In etwas mehr als einem Jahr erarbeitete das Konsortium unter Leitung des Borderstep Instituts den vorliegenden Standard.
Simon Hinterholzer, Researcher am Borderstep Institut und Konsortialleiter DIN SPEC 91410-2:
Als einziger Sektor hat der Gebäudebereich die Klimaschutzziele 2020 verfehlt. In der digitalen Gebäudeautomation liegt ein großes Potenzial, um die Energieeffizienz in Gebäuden zu steigern und Flexibilität nutzbar zu machen und so CO2 Emissionen zeitnah zu reduzieren.
Beteiligte Partner
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- Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gemeinnützige GmbH
- BOSCH.IO GmbH
- DAI-Labor (Technische Universität Berlin)
- IWO Institut für Wärme und Oeltechnik e. V.
- FIR e.V. – RWTH Aachen
- Fraunhofer FOKUS – Institut für Offene Kommunikationssysteme
- Viessmann Werke GmbH & Co. KG
- GFaI Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V.
- ARGE Netz GmbH & Co. KG
Die DIN SPEC definiert dabei zunächst Flexibilität und beschreibt Minimalkriterien. Um den tatsächlichen Nutzen von Flexibilität für den Energiemarkt und das Stromnetz genauer zu erfassen, werden weitere Merkmale anhand eines Kriterienkatalogs erfasst. Dabei wird die Flexibilität auch eingeordnet, ob sie aggregiert wird und welcher regionale Kontext vorliegt.
Anschließend wird ein Berechnungsverfahren beschrieben, um den Nutzen von einem flexiblen Anlagenbetrieb auf die Stromversorgung vergleichbar zu machen.
Dr. Severin Beucker, Geschäftsführer des Borderstep Instituts und Projektleiter des AP8 im Vorhaben WindNODE:
Bei der aktuellen Bewertung von Gebäuden wurde bisher nicht berücksichtigt, welchen Wert der zeitlich flexible Strombezug und -einspeisung hat. Das Verfahren zur Erstellung einer DIN SPEC nach PAS hat sich bewährt, um für einen innovativen Berechnungsansatz eine Norm zu erstellen. Nicht vergessen werden sollte die extrem kooperative Mitarbeit der beteiligten Partner.
Dabei werden für den Stromverbrauch oder -erzeugung als etablierte Kenngröße ein Primärenergiefaktor und ein spezifischer CO2-Emissionsfaktor errechnet, wodurch sich das Verfahren der DIN SPEC mit der etablierten Bewertung von Gebäuden nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie der DIN V 18599 verknüpfen lässt.