Parlamentarischer Abend zum Klimaschutz im Gebäude
Im September legte die Bundesregierung mit den Eckpunkten zum Klimaschutzprogramm 2030 ihren Plan vor, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen: Ziel ist, dass Deutschland 55 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase wie CO2 bis 2030 ausstößt. Um das zu erreichen, ist unter anderem im Gebäudesektor angesichts des großen Anteils der Raumwärme am Endenergieverbrauch in Wohngebäuden noch viel zu tun.
Welchen Beitrag intelligente Gebäudetechnik an der CO2-Reduktion leisten kann, stand beim Parlamentarischen Abend der Wirtschaftsinitiative Smart Living zum Thema „Digitale und bezahlbare Lösungen für den Klimaschutz im Gebäude“ am 10. Dezember in Berlin im Mittelpunkt. Das Borderstep Institut hatte hierfür die Zahlen berechnet.
Lösungen aus Deutschland überzeugen durch Datenschutz und Sicherheit
Die Chancen der digitalen Gebäudeautomationssysteme müssen besser genutzt werden, betonte Staatssekretär Andreas Feicht aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zum Auftakt. Wenngleich andere Länder in einigen Smart-Living-Bereichen bereits weiter vorangeschritten sind, überzeugen die Lösungen von Anbietern aus Deutschland vor allem durch Datenschutz und Sicherheit. Neben den Stärken wie den hohen Datenschutzanforderungen kann Deutschland vor allem durch innovative Konzepte punkten.
Borderstep berechnet 7 Millionen Tonnen CO2 Einsparpotenzial
Die Möglichkeiten für Unternehmen aus Deutschland unterstrichen auch Hans-Georg Krabbe, Vorsitzender des Lenkungskreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Vorstandsvorsitzender ABB Deutschland AG, und Ingeborg Esser, Vorsitzende des Strategiekreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Hauptgeschäftsführerin Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW). Der Gebäudeautomationsbereich ist, anders als der Markt für Unterhaltungselektronik, noch nicht durch ausländische Firmen beherrscht, so dass sich hier große Chancen für deutsche Anbieter bieten.
Mehr Energieeffizienz durch Förderung von digitalen Systemen
Davon können nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem auch die Anwender und letztendlich die gesamte Gesellschaft maßgeblich profitieren: Nach Berechnungen des Borderstep Instituts können allein durch die Gebäudeautomation bzw. Energiemanagement über sieben Millionen Tonnen CO2 bis 2030 eingespart werden (bei einer Wohnflächen-Sanierungsrate von 4 Prozent bei Ein- und Zweifamilienhäusern und 6 Prozent bei Mehrfamilienhäusern). Bereits mit geringen Investitionen können hier große Energieeinsparungen erzielt werden, von denen besonders auch Mieter profitieren. Die Wirtschaftsinitiative fordert dafür in ihrem Positionspapier zum Gebäudeenergiegesetz unter anderem eine Zuschussförderung von „digitalen Systemen zur energetischen Betriebs- und Verbrauchsoptimierung“ auch für vermietete Wohnungen, die Ergänzung der Betriebskosten-Verordnung bezüglich der Umlagefähigkeit der Kosten für die Miete und anderer Arten der Gebrauchsüberlassung einer Ausstattung mit Gebäudeautomationssystemen, sowie die Anrechenbarkeit von Gebäudeautomation (GA) mit Hilfe der GA-Effizienzfaktoren A und B.
Der Parlamentarische Abend präsentierte praxiserprobte Beispiele
Der Parlamentarische Abend machte anhand unterschiedlicher Beispielprojekte aus dem Neubau- und Bestandsbau-Bereich auch deutlich, wie Smart-Living-Technologien sich in der Praxis bewähren: So konnten bereits durch den preiswerten Einsatz von Einzelraumsteuerung in 250 Sozialwohnungen im Landkreis Leer 35 Prozent Energieeinsparungen erreicht werden. Umfassendere Projekte mit der energietechnischen Aufrüstung von ganzen Wohnquartieren wie das BMWi-Projekt Windnode haben Heizenergieeinsparungen in Höhe von 24 Prozent ermöglicht (siehe auch das Video WindNODE: Das Versuchsquartier Prenzlauer Berg). Im Rahmen des Quartierprojektes „REnnovates“ (EU Horizon 2020 Programm) konnte eine Reduktion des Energieverbrauchs in Höhe von 60 Prozent und eine Steigerung der Energieeffizienz zwischen 40-50 Prozent erzielt werden.
Smart Living darf kein nice-to-have sein
Auch in der abschließende Podiumsdiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Timon Gremmels (SPD), Dr. Ingrid Nestle (Bündnis 90/ Die Grünen), Prof. Martin Neumann (FDP) und Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) sowie Ingeborg Esser und Ralf Christian, Mitglied des Lenkungskreises der Wirtschaftsinitiative Smart Living und Top Executive Circle Siemens AG, herrschte Einstimmigkeit über die Notwendigkeit von intelligenter Gebäudeautomatisierung: „Smart Living darf kein nice-to-have sein“, formulierte Gremmels. Notwendig sei vor allem ein übergreifendes Gesamtkonzept, um die enormen Potenziale zu erschließen. Teil dessen müsse auch eine noch stärkere Sensibilisierung für die Vorteile von Smart Living sein. „Die Effekte müssen mess- und fühlbar sein“, so Neumann.