Österreichisch-deutsche Studie im Auftrag der Europäischen Kommission

Wie viel Energie braucht die Cloud?

Jedes vierte Unternehmen in der EU nutzt Cloud Computing. Egal ob für E-Mail-Dienste oder das Speichern und Teilen von Daten. Das österreichische Umweltbundesamt und das deutsche Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit analysieren erstmals, welche IT-Infrastruktur und IT-Leistungen über das Internet genutzt werden und wie sich der Einsatz von Cloud Computing in den EU-28 in den nächsten Jahren entwickeln wird. Die ExpertInnen erheben, wie hoch der Energiebedarf des Cloud Computings ist und wie Energieeffizienz in der öffentlichen Beschaffung von Cloud Dienstleistungen berücksichtigt werden kann. Ziel ist, Empfehlungen für energieeffiziente und umweltfreundliche Cloud Computing Dienste in Europa zu entwickeln.

Trends wie 5G und Industrie 4.0 verändern Struktur der Cloud

Ein Fokus der ExpertInnen bei der Analyse des Cloud Computing Einsatzes in der EU liegt auf der Energieeffizienz der riesigen zentralen Rechenzentren, die dafür sorgen, dass Daten online gespeichert und überall abgerufen werden können. Mit neuen Technologien wie Industrie 4.0 und Autonomem Fahren wird in Zukunft aber auch die dezentrale Speicherung und Verarbeitung von Daten eine hohe Bedeutung gewinnen.

Für die Erhebung des Energieverbrauchs kommt ein Modell des Borderstep Instituts zum Einsatz, das in Deutschland bereits angewendet wird. Die deutschen Projektpartner sind für die Analyse der Cloud Technologien und Dienste und ihrer derzeitigen und künftigen Einsatzbereiche zuständig. Das österreichische Umweltbundesamt widmet sich den Rahmenbedingungen für den Cloud Computing Markt in Europa. Die ExpertInnen prüfen, welche Rahmenbedingungen, wie z.B. Ökolabel-Standards oder nationale Vorgaben für umweltfreundliche Technologien, es für die virtuellen Strukturen und Dienste derzeit in den Mitgliedsstaaten gibt. Auf dieser Grundlage entwickeln sie Strategien für die öffentliche Beschaffung umweltfreundlicher digitaler Dienste.

Datenbasis zum Energiebedarf von Rechenzentren in der EU

Für Deutschland gibt es schon sehr detaillierte Daten zum Energiebedarf der Rechenzentren – vor allem durch die Arbeit des Borderstep Instituts. Für anderen europäische Länder und die EU gesamt ist die Datenlage wesentlich schlechter. „Das Projekt soll eine neue Datenbasis schaffen, die auch die regionale Verteilung der Rechenzentren in der EU berücksichtigt“, sagt Dr. Ralph Hintemann, Projektleiter beim Borderstep Institut und Experte für Rechenzentren.

Durch Trends wie 5G, Industrie 4.0 und Autonomes Fahren verändert sich die Cloud-Infrastruktur, erläutert Projektmitarbeiter Simon Hinterholzer, Researcher am Borderstep Institut. „Bislang sind es vor allem große Cloud-Rechenzentren, in denen die Daten verarbeitet und gespeichert werden. Für die Zukunft erwarten wir eine enorme Anzahl von Klein- und Kleinst-Rechenzentren, die z.B. in Vermittlungsstellen oder am Straßenrand errichtet werden.“ Diese sogenannten Edge-Rechenzentren energie- und ressourceneffizient zu betreiben, stellt eine wesentliche Herausforderung der Zukunft dar, so Hinterholzer.

Das Projekt wird einen Einblick in die relevanten Zukunftstechnologien bieten, die ein energieeffizientes und nachhaltiges Cloud Computing ermöglichen.