Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft
Wie kann eine intelligente Energieerzeugung und -nutzung im smarten Stadtquartier aussehen? Welche Rolle spielen dabei Effizienztechnologien? Und wie können zukünftig die Strom- und Wärmekosten sowohl für die Bewohner als auch die Wohnungswirtschaft durch ein intelligentes Energiemanagement so gering wie möglich gehalten werden? Über diese und weitere Fragen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus der Wohnungs- und Energiewirtschaft sowie der Wissenschaft auf der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts ProSHAPE.
Digitalisierung der Energiewende
Die Veranstaltung mit dem Titel „Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft – Energiemanagement im Smart Building“ fand am 8. September 2016 in der Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums der Charité statt. Eingeladen hatten das Konsortium des Forschungsprojektes ProSHAPE sowie das von der Berliner Energieagentur (BEA) gesteuerte NetzwerkE. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Digitalisierung der Energiewende. Die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen der Smart Building Technik wurden am Beispiel des Projektes ProSHAPE sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Perspektive beleuchtet.
Energiemanagement für den smarten Kiez
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms AUTONOMIK INDUSTRIE 4.0 gefördert und vom Borderstep Institut koordiniert. Sieben Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft untersuchten dabei, wie sich Energiekosten im mehrgeschossigen Wohnungsbau oder in Stadtquartieren reduzieren lassen.
Dabei wurden in einer Siedlung der Wohnungsbaugenossenschaft Zentrum im Prenzlauer Berg rund 220 Wohnungen mit intelligenten Wohnungsmanagern der Dr. Riedel Automatisierungstechnik GmbH ausgestattet. Damit können die Mieter die Temperatur in allen Räumen individuell programmieren und ihre Energieverbräuche analysieren. Die digitalen Informationen werden gebündelt an ein von der BEA betriebenes Blockheizkraftwerk weitergegeben. Mithilfe intelligenter Reglungstechnik konnte so im Rahmen des Forschungsprojektes untersucht werden, ob zukünftig auch eine stromorientierte – anstelle der klassischen wärmegeführten – Fahrweise des Blockheizkraftwerkes ermöglicht werden kann. Analysiert wurde auch, wie die Gebäudemasse als Zwischenspeicher für überschüssige Wärme genutzt werden kann.
Potenziale zur Energiekostenreduktion sind vorhanden
Ein intelligentes Energiemanagement kann in dem Quartier rund 20 Prozent der Wärmekosten einsparen. Das zeigen die ersten Erkenntnisse aus dem Projekt ProSHAPE. Eine weitere Erkenntnis des Projektes ist, dass die stromorientierte Betriebsweise zur Wirtschaftlichkeit von Mieterstromprojekten mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) beitragen kann. Voraussetzung sind Puffermöglichkeiten zur Speicherung von überschüssiger Wärme (z. B. Gebäudehülle, Speicher). Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projektes deutlich, dass durch die eingesetzte Smart-Home-Technologie nicht nur eine detailliere Prognose des Energieverbrauchs in Quartieren, sondern auch die Integration von Mehrwertdiensten, z. B. für die Bereiche Gesundheit oder Kommunikation mit der Hausverwaltung, für das smarte Quartier der Zukunft möglich wird. Um dieses intelligente aber auch komplexe Modell der Energieversorgung in der Zukunft noch flächendeckender in die Praxis umzusetzen, sind allerdings noch einige Anstrengungen erforderlich: Dazu zählen vor allem stabile förderrechtliche Rahmenbedingungen für KWK-Mieterstrommodelle sowie eindeutige gesetzliche Regeln beim Datenschutz.