Smart Neighborhood: Energiewende in Gebäuden und Quartieren
Fachforum 2 im Rahmen des Borderstep Impact Forums 2019
21. Mai 2019 14.00 bis 16.00 Uhr
Harnack-Haus, Ihnestraße 16 – 20, 14165 Berlin-Dahlem
Gemeinsame Veranstaltung des Borderstep Instituts und des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU)
Das Fachforum „Smart Neighborhood: Energiewende in Gebäuden und Quartieren“ wurde in Kooperation mit dem Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) sowie Partnern des Projekts WindNODE durchgeführt. Es befasste sich mit der Frage, wie groß die Potenziale für Energieeffizienz und Flexibilität im deutschen Gebäudesektor sind und wie sie mit Hilfe der Digitalisierung erschlossen werden können.
Nach einer Einleitung in die Thematik durch Severin Beucker stellten Susanne Schmelcher von der Deutschen Energie-Agentur (dena) sowie Marc Großklos vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Impulsstatements ihre Sicht auf die Leitfragen dar.
Aufgaben der Digitalisierung müssen klar bestimmt werden
Frau Schmelcher wies darauf hin, dass mit der Digitalisierung neben der energetischen Optimierung eine Vielzahl weiterer Fragen zur Charakterisierung von Quartieren verbunden sind. Sie warb dafür, intelligente Quartiere auch als integrierte Quartiere zu verstehen und die Aufgaben, die eine Digitalisierung zukünftig erfüllen soll, klar zu bestimmen.
Herr Großklos beschrieb in seinem Beitrag verschiedene Funktionen, mit der die Digitalisierung den Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand unterstützen kann. Er hob zudem hervor, dass Digitalisierung nicht per se nachhaltig ist, sondern Leitlinien wie einfache Bedienung, Langlebigkeit, Wartungsarmut und Sparsamkeit einhalten muss, um als solche zu qualifizieren.
Digitalisierung ist nicht per se nachhaltig
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben den Referenten Frau Dr. Vogler vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW), Herr Dr. Riedel von Riedel Automatisierungstechnik GmbH sowie Herr Schäuble vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) teil.
In der Diskussion wurden neben dem technischen und wirtschaftlichen Potenzial der Digitalisierung im Quartier auch geeignete Indikatoren diskutiert, die eine Bewertung des Beitrags zur Energiewende ermöglichen sollen.
Speaker
Session Chair: Dr. Severin Beucker, Borderstep Institut
Dr. Severin Beucker ist Gründer und Gesellschafter des Borderstep Instituts. Sein besonderes wissenschaftliches Interesse gilt der Erforschung von komplexen Innovationsprozessen und –netzwerken im Energie- und Gebäudesektor. Er koordiniert die Forschung zu intelligenten Quartieren im SINTEG-Projekt WindNODE und verfügt über umfangreiche methodische Kenntnisse zur Entwicklung von Geschäftsmodellen sowie der Bewertung von Ressourcenproduktivität neuer Technologien und Dienstleistungen.
Co-Chair: Marc Großklos, Institut Wohnen und Umwelt (IWU)
Impulsstatement: Auf dem Weg zu zukunftsfähigen Gebäuden – wo brauchen wir die Digitalisierung in der Wohnung?
Marc Großklos studierte Energie- und Umweltschutztechnik an der FH Aachen, Abt. Jülich. Nach einer Tätigkeit in einem Consultingbüro für Energieeffizienz arbeitet er seit 1996 im Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Seine Schwerpunkte als wissenschaftlicher Mitarbeiter sind Energieeinsparung in Gebäuden (Neu- und Altbau), energieeffiziente Wärme- und Stromversorgung, regenerative Energien, Modellierung von Energiesystemen und messtechnische Evaluationen von Energiesparkonzepten. Er ist Buchautor und hat zahlreiche Fachbeiträge veröffentlicht.
Susanne Schmelcher, Deutsche Energie-Agentur (dena)
Impulsstatement: Eigenschaften eines integrierten Quartiers.
Susanne Schmelcher hat in Aachen und London Architektur und in Shanghai Nachhaltigkeitsmanagement studiert. Nach Stationen in Planungs- und Ingenieurbüros in England und China kam sie 2012 zur dena. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind die Analyse und Strategieentwicklung für internationale Energieeffizienz-Märkte, die Entwicklung und Umsetzung von Gebäudestandards und Zertifizierungssystemen sowie die Erstellung von integrierten urbanen Energiekonzepten. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Rolle von Gebäuden und Quartieren im Energiesystem 2050, sowie die Urbane Energiewende.
Roland Hentschel, Stadt Oldenburg
Impulsstatement: Digitalisierung, Sektorkopplung und Nachhaltigkeit: Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg.
Roland Hentschel ist Volkswirt und Bankkaufmann und seit langer Zeit als stv. Leiter der Wirtschaftsförderung für die Themen Innovation, start ups, Netzwerke und nachhaltige Regionalentwicklung in der Stadt Oldenburg tätig. Er ist zudem seit 14 Jahren Vorstandsvorsitzender eines größeren, regionalen Energiecluster OLEC e.V. Themenschwerpunkte des Netzwerkes sind u.a. dezentrale Energiewende, Sektorkopplung, urbane Energiesysteme und smart regions. Er hat für die Stadt Oldenburg aktiv an der Erstellung der „Smart City Charta Deutschlands“ (Federführung BBSR) mitgewirkt. Aktuell liegen seine Forschungs- und Umsetzungsschwerpunkte im Aufbau von Wasserstoff-Regionen, im Aufbau von Repair-Kompetenzentren und –Kulturen, sowie der Begleitung eines „Leuchtturm“-Projektes Energetisches Nachbarschaftsquartier in Oldenburg.
Dr. Manfred Riedel, Dr. Riedel Automatisierungstechnik GmbH
Manfred Riedel ist Gründer der Dr. Riedel Automatisierungstechnik GmbH, die das EnergieManagementSystem RIEcon für Wohnungs- und Kommunalbauten entwickelt und auf den Markt gebracht hat. Während seiner Geschäftsführertätigkeit erhielt die Firma den Innovationspreis Berlin/Brandenburg für das erste digitale Hausautomationssystem für den mehrgeschossigen Wohnungsbau und den Innovationspreis Berlin/Brandenburg für die „Bedarfsgeführte Heizungs- und Lüftungssteuerung in Wohngebäuden“. Inzwischen wurden ca. 30 Tausend Wohnungen mit diesem energieeffizienten System ausgestattet. Auch nach Übergabe der Firma 2018 an den Gebäudeautomationshersteller Kieback & Peter leitet er weiterhin das Arbeitspaket „Energiemanagement für Wohnquartiere“ im Rahmen des BMWi-Verbundprojektes WindNODE, in dem mit Smart Building Technik die Sektorenkopplung Wärme, Strom, Mobilität und Kommunikation in Berlin praktisch realisiert wird. Er ist Mitinitiator des Innovationszentrums Connected Living e.V. und beteiligt sich aktiv an der Wirtschaftsinitiative Smart Living des BMWi.
Dr. Dominik Schäuble, Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS)
Dr. Dominik Schäuble analysiert politische Instrumente für die Energiewende und ihre Wirkungen. Er beschäftigte sich u.a. mit Instrumenten zur Minderung der THG-Emissionen und zur Förderung erneuerbarer Energien im Stromsektor. Aktuell untersucht er die Bedingungen einer kosteneffizienten Nutzung smarter Raumwärmeregelungen zur Verbrauchs- und Emissionsminderung in deutschen Haushalten. Dr. Dominik Schäuble arbeitet seit über sechs Jahren am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam. Er studierte Klimawissenschaften an der ETH Zürich und promovierte in experimenteller Atmosphärenphysik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bei München.
Dr. Ingrid Vogler, Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW)
Frau Dr.-Ing. Ingrid Vogler ist seit 2005 beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen tätig. Sie ist Leiterin Energie und Technik und als Referentin auch für den Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) tätig. Ihre Tätigkeit umfasst die fachliche Begleitung von Gesetzgebungsverfahren und der Normungsarbeit aus wohnungswirtschaftlicher Sicht sowie die Erarbeitung von fachlichen Hilfestellungen für die Wohnungswirtschaft. Damit verbunden ist eine umfangreiche Referenten- und Veröffentlichungstätigkeit. Im Jahr 2014 schloss Frau Vogler eine Promotion zum Thema Wohnkostenbelastung ab.