Klimaschutz durch Videokonferenzen statt Dienstreisen
Seit dem Jahr 2009 ist die Anzahl der Geschäftsreisen in durchschnittlich um ca. 3 Prozent pro Jahr gestiegen. Wurden im Jahr 2009 noch knapp 145 Millionen Geschäftsreisen durchgeführt, lag die Anzahl im Jahr 2019 bereits bei 195 Millionen (VDR, 2014, 2020).
Problematisch daran ist, dass diese Reisen überwiegend mit dem PKW (knapp 40 Prozent) und dem Flugzeug (ca. 36 Prozent) durchgeführt wurden. Die klimafreundliche Bahn kam nur auf einen Anteil von 22 Prozent (Clausen & Schramm, 2021).
Mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 ist die Anzahl der Dienstreisen um knapp 83 Prozent zurückgegangen (VDR, 2021). Alternative Möglichkeiten der Zusammenarbeit mussten gefunden werden.
Das Angebot von Online Videokonferenzformaten ist in dieser Zeit explodiert. Und wie eine im Juni 2021 vom Borderstep Institut durchgeführte Repräsentativbefragung zeigt, hat sich die Nutzung dieser Tools deutlich intensiviert
Facts Dienstreisen
- Flugzeug und PKW waren bis 2019 die für Dienstreisen am häufigsten genutzten Verkehrsmittel.
- Die klimafreundliche Bahn kam nur auf einen Anteil von 22 Prozent.
- Im Corona-Jahr 2020 ist die Anzahl der Dienstreisen um knapp 83 Prozent zurückgegangen.
Nutzung von Videokonferenzen vor und nach Corona
Viele Erfahrungen mit Videokonferenzen sind positiv. Sie reduzieren deutlich den Zeitaufwand für Meetings und immer dann, wenn sie eine Dienstreise ersetzen, reduzieren sie auch die Kosten. Im Vergleich zu realen Meetings haben sie also ein sehr günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Trotzdem wurden Online Videokonferenzen bis 2020 nur wenig genutzt. In einer von Borderstep im Jahr 2021 durchgeführten Repräsentativbefragung wurden 500 Geschäftsreisende zu ihrem Geschäftsreiseverhalten vor der Pandemie und den erwarteten Veränderungen in der Post-Corona-Zeit befragt.
Die Pandemie erzwingt den Wandel
Die Befragung ergab, dass vor Corona lediglich 45 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche eine Videokonferenz durchgeführt haben. Die notwendigen Verhaltensänderungen waren ein Hemmnis. Kulturelle Barrieren mussten überwunden und Reisegewohnheiten durchbrochen werden. Seit März 2020 erzwingt die Pandemie den Wandel der Verhaltensweisen. Im Juni 2021 haben fast 90 Prozent der Befragten einmal pro Woche eine Videokonferenz durchgeführt. Die tägliche Nutzung ist von 7 Prozent auf 33 Prozent gestiegen. Auf Basis von Erkenntnissen der Diffusionsforschung kann erwartet werden, dass das geänderte Verhalten aufgrund seiner Vorteile in einem hohen Umfang beibehalten wird.
Facts Videokonferenzen
- Videokonferenzen reduzieren deutlich den Zeit- und Kostenaufwand für Meetings.
- Auch nach der Pandemie werden dauerhaft 25 Prozent weniger Dienstreisen erwartet.
- Videokonferenzen sparen mehr als 90 Prozent der Treibhausgas (THG)-Emissionen im Vergleich zu einer Dienstreise.
Weiter lässt sich aus den Ergebnissen der Befragung ableiten, dass die Personen eine Reduzierung ihrer dienstlichen Reisen um 25 Prozent erwarten. Dies hätte eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von ca. 3 Mio. t CO2äq pro Jahr zur Folge.
Potenzial von Dienstreisenrückgang nutzen
Um die möglichen THG-Einsparungen zu realisieren, müssen Videokonferenzen weiterhin verstärkt genutzt werden. Denn im Vergleich zu einer Dienstreise lassen sich durch den Einsatz von Online Kollaborationstools mehr als 90 Prozent der THG-Emissionen einsparen.
Videokonferenzen sparen Zeit und Geld
Mit Blick auf die Substitution von Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ist von einem starken Stabilisierungseffekt auszugehen. Getrieben wird dieser von den Geschäftsreisenden durch die erhebliche eingesparte Zeit, von den Unternehmen durch die ebenso erheblichen eingesparten Kosten. Laut Verband deutsches Reisemanagement (VDR) sind die Kosten für Geschäftsreisen von 55,3 Mrd. € in 2019 auf 10,1 Mrd. € in 2020 und damit um knapp 82 Prozent zurückgegangen (siehe VDR, 2021).
Reboundeffekte könnten in zusätzlichen Videokonferenzen bestehen, deren Klimawirkung aber im Vergleich zu realen Reisen eher gering ist.
Fazit
- Videokonferenzen sind gut fürs Klima und bei bestimmten Meeting-Formaten eine sehr gute Alternative zu Präsenztreffen. Daher sollte gut abgewogen werden, ob ein persönliches Meeting wirklich notwendig ist.
- Treffen, die dem reinen Informationsaustausch dienen, können sehr gut virtuell stattfinden.
- Verhandlungen oder Treffen, die dem Kennenlernen dienen, sollten dagegen weiterhin physisch stattfinden.
DOWNLOAD: FACTS & FIGURES KLIMASCHUTZ DURCH VIDEOKONFERENZEN STATT DIENSTREISEN
Klimaschutz durch Gebäudeautomation
Gebäude sind einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen in Deutschland. Sie sind für ein Drittel des Endenergiebedarfs in Deutschland verantwortlich. Für die deutsche Klimapolitik ist der Gebäudesektor deshalb ein zentraler Baustein.
In der bisherigen Diskussion standen vor allem die energetische Sanierung (Dämmung, Tausch von Fenstern, etc.) sowie die Dekarbonisierung der Energieträger (Gas und Öl) im Mittelpunkt.
Aber auch digitale Technologien im Gebäudesektor (Gebäudeautomation) können erheblich zur Reduktion von Energieverbrauch und CO2-Emissionen beitragen. Ihre Rolle für den Klimaschutz wurde bisher jedoch nicht systematisch ermittelt.
Das Borderstep Institut hat daher in mehreren Studien die CO2-Einsparpotenziale von Gebäudeautomation in Deutschland analysiert.
Facts
- Im Jahr 2020 verursachte der Gebäudesektor in Deutschland 118 Mio. Tonnen CO2-Emissionen. Das sind rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland.
- Laut Klimaschutzgesetz müssen diese Emissionen bis zum Jahr 2030 auf 67 Mio. Tonnen sinken und damit nahezu halbiert werden.
- Dies kann nur durch die Kombination verschiedener Maßnahmen gelingen.
In der Studie Klimaschutz und Energieeffizienz durch digitale Gebäudetechnologien für den Branchenverband Bitkom untersuchte das Borderstep Institut die Rolle von digitalen Technologien für den Klimaschutz im Gebäudesektor. Tragen digitale Technologien zu einer Senkung des Energieverbrauchs in Gebäuden bei? Welchen Anteil haben sie bei der Erreichung der Klimaschutzziele?
Facts
- Durch den Einsatz von Gebäudeautomation in Wohn- und Nicht-Wohngebäuden können kurz- bis mittelfristig (2030) bis zu 14,7 Mio. t CO2-Emissionen im Gebäudesektor eingespart werden.
- Dies entspricht fast 30 Prozent des im Klimaschutzgesetz formulierten Reduktionsziels von 51 Mio. t. für den Gebäudesektor.
- Die Technik spart zudem ein Vielfaches der Energie ein, die sie über ihren gesamten Lebenszyklus verbraucht.
- Gebäudeautomation ermöglicht es, einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Gebäude zu nutzen, indem z. B. Überschussstrom in Warmwasser umgewandelt wird oder Elektroautos geladen werden.
Fazit
- Gebäudeautomation kann erheblich zur Reduktion des Energieverbrauchs und von CO2-Emissionen beitragen.
- Bisher gibt es jedoch zu wenig Anreize für Investitionen in die Technik, denn im Gebäudesektor liegt oftmals ein Investor-Nutzer-Dilemma vor: Der Investor (Vermieter) hat kaum Anreize, in effiziente Technik zu investieren, da er die Investition nicht auf die Nutzer (Mieter) der Technik umlegen kann.
- Das Borderstep Institut schlägt deshalb vor, Gebäudeautomation in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zu verankern und Kosten sowie Nutzen zwischen Vermietern und Mietern aufzuteilen.
DOWNLOAD:FACTS & FIGURES KLIMASCHUTZ DURCH GEBÄUDEAUTOMATION