Klimaschutz & Digitalisierung - neue Studie erschienen
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Wie wirkt der private Internet- und Medienkonsum aufs Klima?

Private Konsumentinnen und Konsumenten nutzen immer mehr Streaming-Angebote für Musik und Videos aus der Cloud, sie nutzen mehr soziale Medien und spielen zunehmend online Computerspiele.

Zwar werden die Endgeräte wie Smartphones, Tablets und Laptops selbst immer energieeffizienter, die Verlagerung der Rechenleistung in das Internet führt aber dazu, dass im Gegenzug der Energiebedarf der Rechenzentren und der Übertragungsnetze sehr stark ansteigt. Im Rahmen des Projektes Klimaschutzpotenziale der Digitalen Transformation (CliDiTrans) wurde nun am Beispiel von sechs typischen Haushalten die Entwicklung der durch Internet- und Mediennutzung verursachten Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2008 bis 2018 ermittelt.

Nutzungsintensität des privaten Internet- und Medienkonsums nimmt zu

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzungsintensität des privaten Internet- und Medienkonsums seit Jahren zunimmt und bis ca. 2015 dementsprechend auch die Treibhausgasemissionen insgesamt (Geräteherstellung. Gerätenutzung und IKT-Infrastruktur) gestiegen sind. Obwohl diese durch energieeffizientere Geräte und durch einen grüneren Strommix sinken, sind die gesamten Emissionen aktuell noch höher als im Jahr 2008.

Welche Anteile haben die Geräteherstellung, die Gerätenutzung und die digitalen Infrastrukturen an den Treibhausgasemissionen?

Die Untersuchung berücksichtigt sowohl die Treibhausgase in der Herstellungsphase als auch die Treibhausgase, die durch die Gerätenutzung sowie in den Netzen und Rechenzentren anfallen. Sechs verschiedene Haushaltstypen wurden nach unterschiedlichen sozioökonomischen und sozio-psychologischen Charakteristika modelliert und deren Auswirkung auf die Entwicklung der Treibhausgasemissionen ermittelt. Die Studie bietet so die Möglichkeit, sich selbst mit einem Haushaltsmodell zu identifizieren. So gibt sie eine Orientierung für den eigenen Medienkonsum und den daraus resultierenden Treibhausgasemissionen. Das Papier zeigt zudem Handlungsoptionen des Staates und der Wirtschaft auf, um ein weiteres schrankenloses Wachstum der Emissionen zu verhindern.

Stefanie Schramm, Borderstep Researcherin und Autorin der Studie:

„Um auch beim Medienkonsum umweltbewusste Entscheidungen zu treffen, benötigen Verbraucher und Verbraucherinnen eine transparente Aufklärung über die dabei tatsächlich entstehenden Treibhausgasemissionen. Es reicht nicht aus, energieeffiziente Geräte zu kaufen. Auch in der IKT Infrastruktur und während der Herstellungsphase der Geräte entstehen Emissionen, die den meisten Anwender und Anwenderinnen bisher nicht bewusst oder sogar unbekannt sind.“

Privater Internet- und Medienkonsum hat starken Einfluss auf die Treibhausgasemissionen

Die Studie zeigt, dass unterschiedliche Konsummuster erheblichen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen nehmen. Die wenigsten Emissionen erzeugt hätte im Jahr 2018 ein Haushalt mit einem geringen Neuanschaffungszyklus, der seinen Medienkonsum vorwiegend auf den Fernsehkonsum beschränkt sowie Online-Medien und Geräte mit Zugang zur digitalen Welt sehr wenig nutzt. Die meisten Emissionen erzeugt hätte ein 4-Personen Haushalt mit mittleren Neuanschaffungszyklus und einer stetigen Intensivierung der Gerätenutzung. Es sind sämtliche Geräte im Haushalt vorhanden mit denen sowohl on- als auch offline Medien konsumiert werden.

Um die durch Internet- und Mediennutzung entstehenden Emissionen auf einem niedrigen Niveau zu halten, besteht ein dringender Handlungsbedarf:

🔸 Auf Geräteebene wird die Suffizienzstrategie empfohlen, in der Konsumierende ihre Geräte so lange wie möglich nutzen und vor dem Neukauf prüfen, ob einzelne Komponenten auch repariert werden können.

🔸 Auf Geräteebene seitens der Hersteller wird die Umsetzung der circular economy Strategie empfohlen. Hier reichen die Maßnahmen von einer langlebigen Konstruktion der Geräte über Reparaturangebote bis hin zum Recycling und der anschließenden Wiederverwendung eingesetzter Rohstoffe.

🔸 Im Bereich der Gerätekonstruktion ist die Softwarepolitik zu überdenken. Das heißt nach einem Softwareupdate sollten die Geräte nicht mehr unbrauchbar werden, sondern weiterhin nutzbar sein.

🔸 Auf der Ebene digitaler Anwendungen und Angebote ist es zu empfehlen, den zur Verfügung gestellten Content in der energieeffizientesten und möglichst gering aufgelösten Variante zur Verfügung zu stellen.

➡️ Die Studie „Klimawirkung des privaten Internet- und Medienkonsums“ kann kostenfrei heruntergeladen werden.