Das Vorhaben untersuchte, wie sich die Frühphasenfinanzierung für grüne Start-ups verbessern lässt. Im Rahmen des Projekts wurden dafür in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Startup Monitor (DSM) des Bundesverbands Deutsche Startups (BVDS)
Daten zu Finanzierungsbedingungen und -herausforderungen von grünen und nicht-grünen, innovativen Start-ups ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass der zukünftige Finanzierungsbedarf bei den grünen Start-ups (im Mittel 200.000 Euro) höher liegt als bei den nicht-grünen Start-ups (im Mittel 35.000 Euro). Eine Ursache dafür ist, dass die Entwicklungsphasen von grundlegenden Innovationen länger sind. „Dies begründet auch, warum GreenTech-Start-ups die Kapitalgewinnung als größere Herausforderung betrachten als nicht-grüne Start-ups“, erläutert Projektleiterin Dr. Linda Bergset, Senior Researcherin des
Borderstep Instituts.
Doch das Projekt identifizierte nicht nur Probleme, sondern entwickelte Instrumente und Formate, diese zu lösen. „Es herrscht ein fundamentales Missverhältnis zwischen der wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung grüner Start-ups und ihrer Wahrnehmung und Wertschätzung durch Politik und Förderakteure. Das wollen wir ändern“, fasst Prof. Dr. Klaus Fichter, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts, das Vorhaben zusammen. „Grüne Start-ups brauchen mehr Transparenz insbesondere bei privaten Finanzierungsquellen und besseren Zugang zu Investoren“. Das von Borderstep betriebene Online-Portal StartGreen wurde deshalb im Rahmen des Projekts GreenUpInvest weiterentwickelt. In einer eigenen Rubrik werden jetzt grüne Finanzierungsrunden recherchiert und in Kombination mit Know-How rund um das Thema Finanzierung präsentiert. StartGreen bietet der Szene darüber hinaus eine Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen.
Um Kontakte und Finanzierung geht es auch in dem angepassten Matching Format, das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) zusammen mit den Partnern im Rahmen des Projekts entwickelt haben. „Bislang ist Nachhaltigkeit noch kein Investitionskriterium“, kritisiert Dr. Ute Günther von BAND. „Mit unserem Instrument werden Investoren und Start-ups für die Green Economy sensibilisiert.“ Das Format kommt an in der Szene. Die Bewerbungen zeugen von den innovativen Ideen in Deutschlands Start-up Szene. Und auch das Interesse der Geldgeber wächst. „Wir befragen vierteljährlich unsere Mitglieder. Greentech gehört mittlerweile zu den Lieblingsbranchen der Business Angels“, betont Ute Günther. Sie wünscht sich mehr Unterstützung durch die Politik: „Mit einem Fond hälftig finanziert von Staat und Angels könnten wir die Förderangebote ausdifferenzieren und mehr Öffentlichkeit für die wirtschaftlichen Chancen von Nachhaltigkeit schaffen.“
Im Rahmen des Projekts wurde der Leitfaden zur Nachhaltigkeitsbewertung von Start-ups entwickelt. Mit ihm bekommen Investoren eine erweiterte Grundlage für die Finanzierungsentscheidung, bei der nicht nur monetäre, sondern auch nachhaltige (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) Konsequenzen der Gründeraktivität bewertet werden können. Außerdem wird den Start-ups ein Instrument zur Selbstevaluierung ihres Nachhaltigkeitspotenzials an die Hand gegeben. Erste Praxispartner wie SDG Investments nehmen das Tool bereits in Anspruch.
Mehr Aufklärung über den gesamtgesellschaftlichen Impact von grünen Gründungen wünscht sich auch David Hanf, CFO von Thermondo. Das Unternehmen aus Berlin bietet Heizungstausch als Komplettpaket an und gehört zu den erfolgreichsten innovativen Start-ups in Deutschland. Ihre nachhaltige Technologie überzeugt Mitarbeiter und Handwerker – aber die Investoren interessiert das nicht. „Wenn wir Geld einsammeln, machen wir das selten mit unserer sauberen Vision.“ Investoren sähen das Unternehmen als Energieversorger der Zukunft mit hohen Margen. David Hanf reicht das nicht. „Wir brauchen ein Impact Investoren Netzwerk, das bringt Sichtbarkeit für das Thema Nachhaltigkeit.“
Diese Idee greift das neue Forum im Business Angels Netzwerk Deutschland auf, das im Zusammenhang mit GreenUpInvest entwickelt worden ist. Die BAND Plattform „Investing in Sustainability“ soll es Business Angels leichter machen, sich zu Themen wie Greentech, Cleantech, Energie, Energieeffizienz und Ressourcenschonung auszutauschen und die Start-ups für Investoren sichtbar zu machen. Um Sichtbarkeit geht es auch dem Bundesverband Deutsche Startups (BVDS). Der BVDS gründete im Rahmen des Projekts eine eigene Plattform für grüne Start-ups. „Grüne Start-ups bilden inzwischen einen Schwerpunkt in unserer Mitgliedschaft“, berichtet Sascha Schubert, stellvertretender Vorsitzender des BVDS. „Es gibt immer noch nicht genug Geld und Kapital in diesem Bereich, das sehen wir als unsere Aufgabe.“
Der Verband wünscht sich eine stärkere Anerkennung der wirtschaftlichen Bedeutung von grünen Start-ups. Das ist ein Punkt, den Nilgün Parker, Referatsleiterin im Bundesumweltministeriums, in der Paneldiskussion unterstützt. Die Wahrnehmung, dass Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil sein kann, steige. „Leider auch die Wahrnehmung, dass Nachhaltigkeit mit Auflagen und Hürden einhergeht.“ An diesen Stellschrauben müsse die Politik drehen.
David Hanf von Thermondo sieht auch die grüne Start-up-Szene selbst in der Pflicht. „Thermondo gehört zu den global Cleantech 100 Unternehmen. Die grüne Wirtschaft aus Deutschland ist bereits Realität. Wir müssen größer denken und selbstbewusster auftreten.“ Deshalb werden die Verbundpartner der Green Start-up Investment Alliance ihre Arbeit zur Verbesserung der Finanzierungsbedingungen grüner Start-ups auch nach Ende des geförderten Projektes weiterführen.