Willkommen beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit

Borderstep entwickelt den EdiCitNet-Marketplace weiter

Das Projekt EdiCitNet geht in die nächste Phase: Das Netzwerk essbarer Städte (Edible Cities Network – EdiCitNet) möchte Städte auf der ganzen Welt durch die Umsetzung von Maßnahmen der essbaren Stadt (Edible City Solutions – ECS) lebenswerter für alle gestalten. Bereits seit September 2018 knüpft deshalb das durch die Europäische Kommission geförderte Projekt ein globales Netzwerk von Städten.

Ziel: Aufbau von tragfähigen, nachhaltigen Geschäftsmodellen

Borderstep begleitete im Rahmen des Netzwerks Initiativen, Start-ups und Gründungsinteressierte beim Aufbau von tragfähigen, nachhaltigen Geschäftsmodellen. Wie lassen sich Wissenslücken bei der effektiven Umsetzung von Edible City Solutions schließen? Welche kreative Erlösmodelle gibt es? Welche Innovationen können entlang der Wertschöpfungskette urbaner Landwirtschaft entwickelt werden?

In diesem Zusammenhang wurde mit Unterstützung von Borderstep der Marketplace gelauncht. Der EdiCitNet Marketplace ist eine digitale, gemeinsame Plattform für Gründerinnen, Gründer und Initiativen, die Lösungen für urbane Ernährungssysteme auf der ganzen Welt schaffen. Ziel ist es, Edible City Solutions (ECS), Unternehmer, Institutionen, NGOs und andere Dritte auf lokaler, regionaler und globaler Ebene miteinander zu verbinden, um globalen Wissensaustausch, Skalierbarkeit und Replizierbarkeit zu ermöglichen und ergänzende Kooperationen mit anderen Unternehmen weltweit zu schaffen.

EdiCitNet-Marketplace wird zur Plattform für die städtische Ernährungsrevolution

Mittlerweile sind bereits 50 Akteure auf der Plattform vertreten. Dazu gehören Pioniere der Essbaren Stadt genauso wie Akteure, die sich auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene für die städtische Ernährungsrevolution einsetzen. Teil des EdiCitNet sind zum Beispiel Slow Food Deutschland, Prinzessinnengärten Berlin, degewo, Bundesverband Gebäudegrün, Restlos Glücklich Berlin, Netzwerk Urbane Gärten Berlin, Mundraub, Marktschwärmer, Grüne Liga Berlin und Ernährungsrat Berlin.

Was bietet der Marketplace?

  •     Kollaboratives Netzwerking: Runde Tische, Arbeitsgruppen und Workshops
  •     Expertise: Unterstützung durch Experten zur Weiterentwicklung von ECS-Produkten/Dienstleistungen
  •     Promotion: eine globale Plattform, um ECS-Dienste und -Produkte hervorzuheben und Kunden und Partner zu finden
  •     Kostenlose Hybrid-Beratung: ein maßgeschneiderter professioneller Beratungsservice. Dieser basiert auf dem Reifegrad, der Position in der Wertschöpfungskette, den Bedürfnissen, der Skalierbarkeit und Replizierbarkeit des jeweiligen Unternehmens.

Borderstep ist Teil des EdiCitNet Consulting Teams

Für die nächste Projektphase wird der Marketplace weiterentwickelt und in die neue „Joint Platform“ integriert. Im Anschluss geht es darum, die Plattform weiter zu optimieren und die Angebote und Funktionen zu verbessern.

Borderstep wird zudem seine Consulting-Aktivitäten weiterführen. Dazu gehören Workshops für ECS-Initiativen genauso wie Eins-zu-Eins-Beratung. Das Institut wirkte als Teil des EdiCitNet Consulting Teams erfolgreich an einer Reihe von Veranstaltungen und Workshops zur Beratung und Unterstützung von Initiativen der essbaren Stadt mit. Themen waren zum Beispiel nachhaltige Entwicklungsmodelle oder Marketingstrategien.

 

  • © Rolf Schulten

Prof. Klaus Fichter ins Direktorium von C3L gewählt

Borderstep-Gründer Apl. Prof. Dr. Klaus Fichter ist auf der Zentrumsratssitzung als weiteres Mitglied in das Direktorium des C3L – Center für lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg gewählt worden. Das neue Direktorium tritt am 1. April seine dreijährige Amtszeit an.

Dem Direktorium gehören an:

  • Prof. Dr. Heinke Röbken, leitende Direktorin
  • Prof. Dr. Olaf Zawacki-Richter
  • apl. Prof. Dr. Klaus Fichter

Die Ressortaufteilung gestaltet sich wie folgt:

  • Lehre und Angebotsentwicklung: Prof. Dr. Heinke Röbken
  • Offene Hochschule und Digitalisierung: Prof. Dr. Olaf Zawacki-Richter
  • Kooperation, Transfer und Innovation: apl. Prof. Dr. Klaus Fichter

Das C3L wurde im Jahr 2006 gegründet und verfügt als Zusammenschluss mehrerer Vorläuferinstitutionen über eine Erfahrung von 30 Jahren. Heute ist die Einrichtung mit rund 70 Mitarbeitenden eines der größten wissenschaftlichen Zentren für lebenslanges Lernen. Seit 2011 ist C3L auf eigenem „Lifelong Learning Campus“ beheimatet.

Weitere Informationen finden Sie hier.

  • © Justus Reinhardt

FGF Arbeitskreise: Frühjahrstagung in Lüneburg

Die Frühjahrstagung der AK Sustainable Entrepreneurship und Social Entrepreneurship im Förderkreis Gründungsforschung (FGF) fand diesmal an der Uni Lüneburg statt.

Zum Programm gehörte neben Paper Development Workshops und einem Kamingespräch ein Austausch über Themen des Social und Sustainable Entrepreneurship in der
Forschung. Dazu gehörten Einblicke aus der Entrepreneurship Lehre und aus der Praxis.

Borderstep Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter gehört zum Präsidium des FGF und ist Leiter des FGF-Arbeitskreises „Sustainable Entrepreneurship“.

Der FGF ist eine wissenschaftliche Vereinigung für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand und das größte Netzwerk von Gründungs- und Innovationsforschern im deutschsprachigen Raum.

ScaleUp4Sustainability: Neue Plattform online

Neue Plattform gelauncht: Als Konsortialpartner des EU-Projektes ScaleUp4Sustainability arbeite Borderstep mit einer Reihe von Universitäten und Unternehmen aus Deutschland, den Niederlanden und Schweden zusammen, um die Entwicklung innovativer, challenge-basierter Lehr- und Lernprogramme für nachhaltiges Unternehmertum zu fördern.

Jetzt wurde eine im Projekt entwickelte Online-Plattform zur Förderung der challenge-basierten Zusammenarbeit von Studierenden und Unternehmen gelauncht. Die Plattform Sustainable Venturing Challenges verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Firmen als Challenge-Anbietenden und Studierenden als Lösungsanbietenden zu erleichtern.

Das Kernangebot der Plattform bildet eine wachsende Datenbank, die sämtliche Challenge-Matchmaker, -Allianzen und -Initiativen bündelt. Diese soll einen möglichst ganzheitlichen Überblick über die europäische Landschaft der Student-Business Challenges im Bereich nachhaltiges Unternehmertum bieten. Challenge-Profile, Erfahrungsberichte und eine Reihe von Leitfäden und Tools runden das Plattformangebot ab.

Wie lässt sich der Erdgasverbrauch im Gebäudesektor senken?

Das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit hat 2019 im Auftrag der Wirtschaftsinitiative Smart Living (WiSL) sowie 2021 für den Branchenverband Bitkom Studien zu den Potentialen der Senkung des Verbrauchs von Erdgas im Gebäudesektor durch Einsatz von Gebäudeautomation (GA) durchgeführt siehe Beucker, 2019 Beucker & Hinterholzer, 2021b.

Die Ergebnisse dieser Studien wurden veröffentlicht und sind in mehrere Positionspapiere der WiSL eingeflossen (Wirtschaftsinitiative Smart Living, 2019 2020 2021).

Wichtige Erkenntnisse der Studien:

  • Durch den Einsatz von GA der Energieeffizienzklasse A gemäß DIN EN 15232 „Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement“ in Bestandgebäuden lassen sich bis zum Jahr 2025 3,7 Mrd. m³ Erdgas einsparen. Dies entspricht ca. 9 % der Erdgasimporte aus Russland im Jahr 2019 (Leopoldina, 2022). Die Höhe der durch GA realisierbaren Einsparungen wurden in zahlreichen Beispielen in der Praxis nachgewiesen Beucker & Hinterholzer, 2021a.
  • Haupthindernis für einen Breiteneinsatz von GA in Wohngebäuden ist das sogenannte Investor-Nutzer-Dilemma. Darunter wird verstanden, dass die Wohnungswirtschaft die Kosten für die Beschaffung der Technik trägt, die Wohnungsnutzenden/ Mietenden jedoch von geringeren Energiekosten profitieren. Deshalb unterbleiben in der Regel die Investitionen, da sie sich nur schwer refinanzieren lassen.
  • Dieses Dilemma kann beseitigt werden, wenn der Einsatz von GA eine technische Anforderung im Gebäudeenergiegesetz (GEG) wird, insbesondere für die Sanierung von bestehenden Mehrgeschossbauten. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erfolgt zwar bereits eine Unterstützung, diese wird jedoch aufgrund des Investor-Nutzer-Dilemmas zu wenig in Anspruch genommen.

Die vorangegangene Bundesregierung hat die Aufnahme der Gebäudeautomation in das GEG abgelehnt.

Begrenzte Verfügbarkeit von Erdgas erhöht den Handlungsdruck

Steigende Energiepreise aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Erdgas erhöhen jetzt den Handlungsdruck für mehr Energieeffizienz. Der Einsatz von Gebäudeautomation ist im Vergleich zu anderen Maßnahmen (Umstellung auf regenerative Wärmeerzeugung, Wärmedämmung u.a.) eine sofort realisierbare und kostengünstige Maßnahme.

Moderation und Vermittlung einer Expertengruppe

Das Borderstep Institut bietet sich als Moderator und Vermittler einer Expertengruppe aus Vertretern der Regierung, des Parlaments und der Wissenschaft an, um kurzfristig über den Lösungsbeitrag der Gebäudeautomation zu beraten. Ziel soll dabei sein, die notwendigen regulatorischen Maßnahmen zur Reduzierung der Energiekosten für die Bevölkerung zu definieren und umzusetzen.

Borderstep beim IJP-EUKI Climate Talk

Am 24. März 2022 spricht ein Expertinnen- und Experten-Panel im IJP Climate Talk über die Rolle von grünen Startups für die nachhaltige Wirtschaftstransformation in Europa. Prof. Dr. Klaus Fichter, Leiter des Borderstep Instituts und apl. Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Universität Oldenburg , stellt die Ergebnisse des Green Startup Monitors 2022 vor, den Borderstep zusammen mit dem Startup Verband für das grüne Gründungsökosystem in Deutschland erstellt hat.

Das Format IJP Climate Talks ist eine von der Europäischen Klimainitiative EUKI finanzierte Web Talk-Reihe, die Wissen aufbauen und ein Bewusstsein für die Ursachen des Klimawandels sowie für die ökologischen und sozialen Auswirkungen schaffen möchte. Dazu werden zweimal im Monat führende Expertinnen und Experten sowie Entrepreneure eingeladen, um über innovative Lösungen zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels zu berichten.

IJP Climate Talk zur Innovationsfähigkeit grüner Startups: Jetzt anmelden

Der Krieg in der Ukraine zeigt: Europa braucht eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft, um der Abhängigkeit von Energieimporten zu entkommen und sich im internationalen Kontext neu aufzustellen. Grünen Startups kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Schon jetzt sind zum Beispiel zwei Drittel aller Gründungen in der Energiebranche in Deutschland grün. Eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung zu erzielen, ist für mehr als drei Viertel der Startups in Deutschland wichtig. Knapp ein Drittel trägt bereits gezielt und aktiv zu den 17 „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen (SDGs) bei.

Auch andere europäische Länder setzen auf die Innovationsfähigkeit grüner Startups, um dem Klimawandel und den politischen Herausforderungen dieser Tage etwas entgegenzusetzen. Das Panel stellt Initiativen, Forschungsvorhaben und Gründungen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden vor und diskutiert die Frage, welche politischen und ökonomischen Schritte den Erfolg von grünen Startups langfristig und nachhaltig unterstützen und welche Rolle dabei Hochschulen als Inkubatoren spielen können.

Die digitale Veranstaltung findet am 24. März 2022 in englischer Sprache statt. Es sprechen:

  • Prof. Dr. Klaus Fichter, Leiter des Borderstep Instituts und apl. Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit, Universität Oldenburg
  • Massimo Privitera, Communications and Policy Coordinator, European Startup Network (ESN)
  • Dr. Anne Lamp, CEO & Co-Founder, traceless materials (tbc)
  • Dr. Matthias Hausmann, Director Chemistry & Environment, CEWE
  • Moderation: Martina Johns, IJP

Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung erhalten Sie unter dem folgenden Link.

 

Wärmewende gegen Erdgasabhängigkeit

Erdgas wird in Deutschland hauptsächlich zur Wärmeerzeugung genutzt. Die Wärmewende ist daher das wichtigste Mittel, um sich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu befreien. In einer Stellungnahme erläutern Wissenschaftler:innen aus dem Umkreis der Scientists for Future (S4F) mit dem Borderstep Gesellschafter Dr. Jens Clausen als Leitautor die aktuellen Abhängigkeiten und zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, welche die Wärmewende erheblich vorantreiben würden.

Die Zahlen sind bekannt: Über 55 % des in Deutschland verbrauchten Erdgases kommen aus der Russischen Föderation, aktuell importiert Deutschland 500 TWh russisches Erdgas pro Jahr. Erdgas ist mit 27 % des deutschen Gesamtenergiebedarfs der zweitwichtigste Energieträger Deutschlands. Den größten Anteil am Erdgasverbrauch hat derzeit der Wärmesektor. Zwei Drittel des Erdgases gehen in Deutschland in die Wärmeversorgung, die privaten Haushalte nutzen 28 % des gesamten Erdgases, die Industrie 26 % und der Dienstleistungssektor etwa 12 %, wohlgemerkt nur zur Wärmeversorgung. Der Wärmeenergieverbrauch stellt sich damit als die Schlüsselgröße heraus, um aus der Abhängigkeit von dieser fossilen Energiequelle herauszukommen, sicherheits- wie klimapolitisch.

Mittelfristig bedarf es einer grundsätzlichen Umorientierung. Die klassische Form der Wärmeerzeugung durch Verbrennen ist überholt, neue technologische Lösungen stehen längst zur Verfügung. Klimaneutralität und eine  nachhaltige Abkehr von politischer Erpressbarkeit ist letztlich nur durch erneuerbare Energien möglich. Wärmeversorgung durch elektrische Wärmepumpen und durch solarthermische Anlagen sind bereits heute Stand der Technik, sie produzieren kostengünstige Energie, die wir im eigenen Land erzeugen können.

Wärmepumpen: Strom als neue Basis für Wärme

Bereits heute werden Gas- oder Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzt. Planungen sehen vor, dass Wärmepumpen langfristig bis zu 70 % des Wärmebedarfs decken. Diese entziehen der Umgebung (Luft, Erde, Abwasser, industrieller Abwärme, unterirdischen Wasseradern und Gewässern) mithilfe von Strom Wärme und heizen damit Häuser und niedrigthermische industrielle Prozesse. 2021 wurden etwa 150.000 Heizungswärmepumpen installiert, das sind aber lediglich 18 % aller ausgetauschten und neugebauten Heizsysteme. Dieser Anteil muss möglichst rasch auf 80 % gesteigert werden. Ziel muss sein, für diese Heizsysteme möglichst schnell nur noch Wärmepumpen oder den Anschluss an Wärmenetze zuzulassen. Um den absehbar steigenden Bedarf an Wärmepumpen zu decken, müssen modernste Produktionsanlagen  entstehen. Ziel sollte es sein, ab 2025 ca. 800.000 möglichst langlebige Wärmepumpen pro Jahr herzustellen und ihren Preis gegenüber dem heutigen Niveau zu halbieren.

Der erforderliche Strom muss und kann regenerativ erzeugt werden, wie die Scientists for Future in einigen Studien gezeigt haben. Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geplante Ausbau von Wind- und Solarenergie ist wichtig, um den für die neue Wärmeversorgung erforderlichen Strom bereit zu stellen und den heutigen Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung zu reduzieren. Der Ausbau sollte so schnell wie möglich vorangetrieben werden. Die verstärkte energetische Sanierung und Umstellung im Industriebereich kann viel Energie einsparen, insbesondere auch durch den Ausbau von Wärmepumpen.

Solare Wärme: eine ideale Ergänzung zum schnellen Umstieg auf regenerative Energien

Sonnenenergie ist unerlässlich zur regenerativen Stromerzeugung, und sie ist ebenso wichtig als Wärmequelle. Solarthermische Anlagen werden schon heute vollständig in Deutschland und Europa produziert und sind daher kurzfristig verfügbar. 10 bis 20 % der Niedertemperaturwärme lassen sich sinnvoll durch solarthermische Anlagen bereitstellen. Anwendungsgebiete der Solarthermie sind Privathaushalte, gewerbliche und industrielle Prozesse und die Einspeisung in Wärmenetze. Ein Großteil des Wärmebedarfs zur Trinkwassererwärmung und auch ein kleinerer Teil des Raumheizungsbedarfs kann problemlos solarthermisch gedeckt werden. Zudem liegt das Anwendungspotential für gewerbliche und industrielle solare Prozesswärme bei ca. 60 TWh pro Jahr. So verringern solarthermische Anlagen die Abhängigkeit von Energieimporten und fördern die Energieautarkie Deutschlands und der Europäischen Union.

Herausforderung Arbeitsmarkt

Für die rasche Installation von Wärmepumpen sind Handwerkerinnen und Handwerker gefragt. Eine Ausbildungsoffensive für den Wärmepumpeneinbau kann Engpässen vorbeugen. Sie wird auch dringend benötigt. Flankierende Maßnahmen im Arbeitsmarkt können hier unterstützen.

Freiheitsenergie, sozial ausgewogen

Der von der Politik geplante Ausbau der Wind- und der Solarenergie macht es möglich, dass der zusätzliche Strom für die Wärmepumpen erneuerbar ist. Der Umbau des Energiesystems muss soziale ausgewogen erfolgen: Scientists for Future betonen, dass die sozialen Maßnahmen bei gut durchdachten Entscheidungen zu den gewünschten Entlastungen für die geringeren Haushaltseinkommen führen werden. Sie schlagen vor, ein Energiegeld einzuführen, gestaffelt nach sozialen Kriterien. Dies würde die unteren Einkommen entlasten und zugleich zu einem sparsameren Umgang mit Wärme führen.

Hauptlast bei den Kommunen

Auch die Kommunen leisten einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende. In dicht besiedelten Gebieten sollten so schnell wie möglich Zonen für Wärmenetze ausgewiesen werden, bestehende Wärmenetze müssen schnell auf regenerative Wärmequellen umgestellt werden. In Fernwärmenetze kann Abwärme aus der Industrie sowie Umweltwärme durch die Nutzung großer Wärmepumpen, Wärme aus Tiefengeothermie und Solarthermie und übergangsweise auch Wärme aus der Verbrennung von Rest- und Abfallstoffen eingespeist werden. Zur saisonalen Wärmespeicherung ist der Einsatz von Erdbeckenspeichern, unterirdischen Reservoirs ebenfalls eine Option.

Vielfach stoßen die erforderlichen Maßnahmen noch auf politische, rechtliche und ökonomische Regulatorien, die ein schnelles Umsteuern verhindern. Diese sollten angesichts der doppelten Bedrohung durch die Importabhängigkeit von russischem Erdgas und die Klimakrise sehr schnell geändert werden.

 

4. Green Startup Monitor erschienen

Mit ihrer großen Innovationsfähigkeit treiben grüne Startups die Transformation der deutschen Wirtschaft voran. Das zeigt der 4. Green Startup Monitor, den der Startup-Verband und das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit erstellt haben.

Junge innovative Unternehmen in Deutschland haben das Thema Nachhaltigkeit klar im Fokus: Die Förderung von Innovationen zur Bekämpfung des Klimawandels (38%) bildet nach dem Bürokratieabbau (40 %) die wichtigste Forderung deutscher Startups an die Politik. So sind sie Motor der nachhaltigen Transformation unserer Wirtschaft. Deutlich wird das im Energiesektor: Mehr als zwei Drittel aller Startups in der Energiebranche können als grün eingestuft werden, weil sie mit ihren umweltentlastenden Produkten und Dienstleistungen die Schritte Deutschlands in Richtung Klimaneutralität beschleunigen.

Frauen gründen „grün“

Grüne Startups sind zu einem zentralen Bestandteil des deutschen Startup-Ökosystems geworden, fast jedes dritte deutsche Startup ist grün, so der Befund des Green Startup Monitors. Darüber hinaus leisten grüne Startups auch in Sachen Diversität Pionierarbeit. Mit immerhin 21 Prozent liegt der Anteil an Gründerinnen hier deutlich höher als im Startup Ökosystem insgesamt.

Dabei wollen grüne Startups mit unternehmerischen Mitteln möglichst große Wirkung entfalten und sind transformorientiert: 35 % dieser Gründungen verbinden ihre nachhaltige Ausrichtung mit einer Orientierung am schnellen Wachstum, um Wertschöpfungsketten und Märkte zu verändern. Der Herausforderung einer nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft begegnen sie dabei mit radikal neuen unternehmerischen Lösungsansätzen, wobei sie innovativer und technologieorientierter als herkömmliche Startups sind. Wichtiger Ausgangspunkt grüner Innovationen sind dabei deutsche Hochschulen. Fast ein Drittel aller grünen Startups sind forschungsnahe Gründungen.

Wenig Schub im Bau- und Finanzsektor

Grüne Innovationen sind für das Erreichen der Klimaziele essenziell. Grüne Startups verteilen sich dabei über nahezu alle Branchen der deutschen Wirtschaft. Neben der Energiewirtschaft ist auch in Landwirtschaft der Anteil grüner Startups besonders hoch (66 Prozent). Andere klimarelevante Sektoren wie Bau und Immobilien (25 Prozent) oder Tourismus (18 Prozent) müssen dringend aufholen. Gleiches gilt für Finanzdienstleister. Für die Realisierung der Sustainable Finance-Strategie von EU und Bundesregierung kommt von den Startups in der Banken- und Finanzbranche und der Versicherungsbranche kein ausreichender Schub.

Hochschulen als Hotspots

Das dichte Netz an herausragender universitärer Forschung in Deutschland ist Ursprung zahlreicher innovativer grüner Unternehmen. Fast ein Drittel aller grünen Startups sind for- schungsnahe Gründungen. Grüne Gründende lernen sich häufig an der Hochschule (40%) kennen. Bei grünen Startups ist der Anteil von Gründerinnen und Gründern mit einem Studienabschluss im Bereich Ingenieurwissenschaften mit 29 Prozent deutlich höher als bei den nicht-grünen Startups (20 Prozent). Während drei von vier Startups Beratungsleistungen und finanzielle Unterstützung wie zum Beispiel EXIST-Förderung in Anspruch genommen haben, besteht bei Angeboten mit Nachhaltigkeitsbezug noch erheblicher Entwicklungsbedarf. Nachhaltigkeitsbezogene Beratungs- und Unterstützungsangebote für Gründende sind an deutschen Hochschulen bislang Mangelware.

Prof. Dr. Klaus Fichter, Co-Autor GSM22, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, apl. Professur für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit (PIN)
„Der Green Startup Monitor 2022 zeigt die hohe Bedeutung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen für innovative grüne Gründungen. Ein gravierendes Defizit ist allerdings, dass die Hochschulen bislang kaum nachhaltigkeitsbezogene Angebote im Rahmen ihrer Gründungsunterstützung bereithalten. Hier sind Hochschulverantwortliche und Förderpolitik gleichermaßen gefragt. Die Studie Nachhaltigkeit in der Hochschul- Gründungsförderung zeigt dazu Praxisbeispiele und Ansatzpunkte.“

 

Prof. Dr. Yasmin Olteanu, Co-Autorin GSM22, Borderstep Research Fellow
Berliner Hochschule für Technik, Professorin für BWL/Entrepreneurship
„Jedes dritte grüne Startup ist transformationsorientiert, also ein High Potential für die große Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft. Diese grünen Startups denken deutlich größer, sind innovativer und technologieorientierter – und damit eigentlich hoch attraktiv für Geldgebende. Trotzdem bremst sie fehlendes Kapital aktuell aus – vor allem im Bereich Venture Capital. Unsere Forderung: Eine gezielte Verbesserung der Finanzierungsbedingungen für transformationsorientierte Startups in Deutschland.“

 

David Hanf, stellv. Vorsitzender Startup-Verband:
“Der Green Startup Monitor 2022 zeigt deutlich, dass sich Startups mit positiver ökologischer Wirkung in Deutschland auf hohem Niveau etabliert haben. Das ist eine gute Nachricht im Kontext der notwendigen Transformation hin zu einem klimaneutralen Wirtschaftssystem, denn es kommt jetzt auf Geschwindigkeit und konsequente Umsetzung an. Dafür benötigen Startups eine zielgruppengerechte Förderung insbesondere von Wachstumsunternehmen, die das Potential in sich tragen Märkte im Sinne einer generationsgerechten Zukunft nachhaltig zu verändern.”

 

Green Startup Monitor
Der Green Startup Monitor analysiert die Bedeutung jener Startups, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy leisten. Er wurde vom Borderstep Institut und dem Bundesverband Deutsche Startups im Jahr 2022 zum vierten Mal erstellt. Die Studie basiert auf durch einen Onlinefragebogen erhobenen Daten von 1.707 innovativen und wachstumsorientierten Unternehmen, die jünger als 10 Jahre sind und ihren Unternehmenssitz in Deutschland haben. Der Green Startup Monitor kann kostenfrei heruntergeladen werden.

Studie Nachhaltigkeit in der Hochschul- Gründungsförderung
Die Broschüre bietet Hochschulen und insbesondere der Hochschul-Gründungsberatung einen Einblick in das Spektrum der Unterstützungsangebote.

Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH
Borderstep erforscht als unabhängige und gemeinnützige Wissenschaftseinrichtung die Zukunft und untersucht, was kommt (Innovation) und was bleibt (Nachhaltigkeit). Im Mittelpunkt steht dabei die Erarbeitung von Problemlösungen und Handlungsstrategien für ein nachhaltiges Wirtschaften.

Startup-Verband
Der Startup-Verband ist der Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland. Er erläutert und vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und trägt die Startup-Mentalität in die Gesellschaft. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland.

Wie steht es um den Rechenzentrumsmarkt in Deutschland?

Wie steht es um den Rechenzentrumsmarkt in Deutschland? Das untersuchte Borderstep für den Digitalverband Bitkom in einer aktuellen Studie. Diese kann kostenlos heruntergeladen werden.

Der Datenverkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich befeuert. Ob Homeoffice, Streaming, Künstliche Intelligenz oder smarte Lösungen für die Industrie: Die Digitalisierung fast aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche hat zu einem starken Wachstum der Leistung von Rechenzentren geführt. Während die Kapazitäten gemessen an der IT-Leistung von 2010 bis 2020 bereits um 84 Prozent gestiegen sind, werden sie in den Folgejahren bis 2025 voraussichtlich noch einmal um rund 30 Prozent anwachsen. Zugleich hat sich der Energiebedarf deutscher Rechenzentren und kleinerer IT-Installationen von 2010 bis 2020 von 10,5 auf 16 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gesteigert – das entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland 2020. Neben dem Energiebedarf stieg auch die Effizienz der Rechenzentren: Die in Rechenzentren installierte Rechenkapazität hat sich pro verbrauchter Kilowattstunde Strom seit 2010 fast verfünffacht.

Rechenzentrumsmarkt in Deutschland, 2022:

  • Die IT-Leistung steigt um 84 Prozent, Cloud Computing wird dominierendes Modell
  • Strombedarf aktuell bei 16 Mrd. kWh/Jahr – aber die Energieeffizienz wächst
  • Frankfurt bleibt Hotspot für Rechenzentren, Berlin wird wichtiger

Das sind die Ergebnisse der aktuellen Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland“, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde. „Rechenzentren und Telekommunikationsnetze sind das Rückgrat der Digitalisierung“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Nur mit leistungsfähigen Rechenzentren können wir die dringend notwendige Digitalisierung von Wirtschaft, Bildung und Verwaltung vorantreiben – und nur mit ihnen können wir einen massiven digitalen Effizienzschub auslösen, der den CO2-Ausstoß etwa bei industrieller Fertigung, Mobilität, Gebäuden oder in der Arbeitswelt deutlich reduziert. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass der Carbon Footprint der Rechenzentren kleiner wird, zum Beispiel durch eine verstärkte Nutzung der Abwärme oder den Einsatz regenerativer Energieträger.“

Cloud-Rechenzentren treiben das Wachstum

Das Wachstum der Rechenzentrums-Kapazitäten ist vor allem auf den zunehmenden Ausbau von Cloud Computing zurückzuführen. Während sich die Kapazitäten in Cloud-Rechenzentren zwischen 2016 und 2021 um 150 Prozent erhöht haben, stagnieren die traditionellen Rechenzentren nahezu. Der Anteil der Cloud-Rechenzentren an den Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland ist zwischen 2016 und 2021 von 20 Prozent auf 33 Prozent angestiegen. Cloud Computing wird sich bis 2025 sogar zum dominierenden Bereitstellungsmodell entwickeln und mehr als die Hälfte der Kapazitäten ausmachen. „Die verstärkte Digitalisierung in Unternehmen treibt den Bedarf nach Cloud-Lösungen“, sagt Rohleder. Auch kleinere Rechenzentren, sogenannte Edge Datacenter, werden künftig an Bedeutung gewinnen. „Edge Datacenter befinden sich näher am Endkunden oder an der gewünschten Anwendung. Die Reaktionszeit ist damit sehr schnell, was Edge Datacenter etwa für die industrielle Fertigung interessant macht“, so Rohleder. Insgesamt, so das Ergebnis der Studie, gibt es aktuell in Deutschland rund 3.000 Rechenzentren mit mehr als 40 kW IT-Anschlussleistung und mindestens 10 Server-Racks. Hinzu kommen ca. 47.000 kleinere IT-Installationen.

Corona-Pandemie hat Wachstum am Rechenzentrumsmarkt verstärkt

Die Corona-Pandemie hat das jüngste Wachstum am Rechenzentrumsmarkt verstärkt. 39 Prozent der Teilnehmer einer Befragung von Rechenzentrumsbetreibern sagen sogar, die Pandemie habe den Rechenzentrumsmarkt nachhaltig verändert. 42 Prozent sehen eine vorübergehende Veränderung, aber keinen nachhaltigen Markteinfluss.
Klimawirkung der Rechenzentren bleibt relevant

Anders als die stark gewachsene IT-Leistung und der Energiebedarf, sind die durch deutsche Rechenzentren und kleinere IT-Installationen verursachten Treibhausgasemissionen seit 2018 rückläufig. Mit rund 6 Millionen Tonnen CO2 lagen sie im Jahr 2020 wieder auf dem gleichen Niveau wie 2010. „Die Rechenzentrumsbetreiber unterstützen das Ziel der Bundesregierung, das für alle neuen Rechenzentren in Deutschland ab 2027 Klimaneutralität vorsieht. Das kann allerdings nur gelingen, wenn ausreichend Strom aus regenerativen Quellen verfügbar ist“, betont Rohleder. Dies gelte umso mehr, als dass der Strombedarf der Rechenzentren bis 2030 ansteigen dürfte, abhängig von den Effizienzanstrengungen der Betreiber sowie vom Wachstum der Rechenzentrums-Kapazitäten in Deutschland. Die Studie hält einen durchschnittlichen Bedarfszuwachs von ca. 3,5 bis 5 Prozent pro Jahr auf 23 bis 29 Milliarden kWh im Jahr 2030 für möglich. „Im Interesse des Klimaschutzes und auch schlicht zur Verringerung ihrer Energiekosten müssen und wollen Rechenzentrumsbetreiber ihre Energiebilanz weiter verbessern“, betont Rohleder. „Wir unterstützen daher Initiativen wie den Climate Neutral Data Center Pact (CNDCP), um auf europäischer Ebene belastbare Kenngrößen zu entwickeln. So können wir die Nachhaltigkeit der Branche in der EU mit gemeinsamen Standards vorantreiben.“

Die Rechenzentren in Deutschland wachsen deutlich. Das ist auch notwendig, wenn wir die Digitalisierung voranbringen möchten. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass dieses Wachstum so nachhaltig wie möglich erfolgt.

(Dr. Ralph Hintemann, Borderstep Senior Researcher, Co-Autor der Studie)

Nutzung der Abwärme bietet große Potenziale zur CO2-Reduktion

Große Potenziale zur CO2-Reduktion liegen laut Studie vor allem in einer energieeffizienten Klimatisierung, in energieeffizienten Servern und anderen Geräten sowie vor allem in der Nutzung der Abwärme. Rohleder: „Die Abwärme der Rechenzentren kann insbesondere in städtischen Ballungszentren für die Fernwärmeversorgung von Privatwohnungen und Geschäftsgebäuden genutzt werden. Dafür müssen die Fernwärmenetze vor Ort ausgebaut werden und es braucht eine politische Flankierung, um Erzeuger und Nutzer der Abwärme zusammenringen.“ In der Befragung von Rechenzentrumsbetreibern im Rahmen der Studie geben 40 Prozent an, ihre Abwärme zumindest teilweise zu nutzen. Dabei nutzen lediglich 5 Prozent mehr als die Hälfte der Abwärme. Weitere 43 Prozent haben dies nach dem nächsten großen Modernisierungsprojekt vor. Bisher scheitert die Abwärmenutzung von Rechenzentren oft an fehlenden Abnehmern für die Wärme (56 Prozent) und an der Wirtschaftlichkeit (52 Prozent).

Rechenzentren können eine wichtige Rolle bei der Wärmewende spielen. In Deutschland fehlen aber oft noch die technischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, um Abwärme aus Rechenzentren zu nutzen.

(Simon Hinterholzer, Borderstep Researcher, Co-Autor der Studie)

Rechenzentren sind dabei nicht nur Adressat von Klimaschutzmaßnahmen – sie ermöglichen sie auch. 79 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Experten sind sich sicher, dass politische Klimaschutzmaßnahmen einen hohen bis sehr hohen Einfluss auf Bau und Betrieb von Rechenzentren in Deutschland haben werden. Dies gilt insbesondere, da mit Hilfe der Digitalisierung Treibhausgasemissionen in großem Umfang eingespart werden können: Wie die Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“ zeigt, können bei einem ambitionierten Ausbau digitaler Technologien insbesondere in den Bereichen Industrie, Energieerzeugung, Mobilität und Gebäude bis 2030 jährlich bis zu 126 Millionen Tonnen CO2 netto eingespart werden – der CO2-Fußabdruck der Digitalisierung selbst ist hier bereits berücksichtigt. Zugleich geben zwei Drittel (66 Prozent) der befragten Experten an, dass der Klimawandel selbst hohen bis sehr hohen Einfluss auf Rechenzentren auch in Deutschland haben wird, etwa durch mögliche Überschwemmungen oder steigende Außentemperaturen, was entsprechende Anpassungen bei Bau und Betrieb erfordert.

Frankfurt bleibt Hotspot im Rechenzentrumsmarkt – Berlin wird wichtiger

Wo siedeln sich Rechenzentren in Deutschland bevorzugt an? Auch dieser Frage geht die Studie nach. Die meisten bereits jetzt wichtigen Standorte werden auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, wobei das Bundesland Hessen mit der Region Rhein-Main die höchste Rechenzentrums-Dichte in Deutschland aufweist. Gemessen an der IT-Leistung pro Einwohner kommt Hessen auf einen mehr als dreimal höheren Wert als die Stadtstaaten Hamburg oder Berlin. Insbesondere die deutsche Hauptstadt wird aber eine wachsende Bedeutung als Standort für Rechenzentren haben, ebenso wie München, Hamburg sowie die Regionen Köln/Düsseldorf und Leipzig/Dresden. „Die deutschen Rechenzentren sind wichtige Arbeitgeber. Aktuell beschäftigen sie rund 130.000 Arbeitskräfte in Vollzeit, weitere 80.000 Arbeitsplätze sind direkt von ihnen abhängig“, betont Rohleder. Auch im Umfeld von Rechenzentren würden Arbeitsplätze durch die Ansiedlung anderer Unternehmen entstehen. In der Studie geben 60 Prozent der befragten Rechenzentrumsbetreiber an, in den nächsten zwei Jahren Investitionen zur Erweiterung ihrer Standorte tätigen zu wollen.

Gleichwohl macht den Rechenzentrumsbetreibern der Fachkräftemangel zu schaffen. 62 Prozent geben an, es bestehe ein deutlicher Mangel an Fachkräften für Rechenzentren, weitere 25 Prozent sehen einen geringen Fachkräftemangel. „Die angespannte Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt bremst die Digitalisierung insgesamt“, betont Rohleder. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, fordert Bitkom neben Anpassung im Schul- und Bildungswesen u.a. die Stärkung von Frauen in der IT und die Förderung qualifizierter Zuwanderung.
Strompreise und Bürokratie als Standortnachteile in Deutschland

Nur wenn wir alle Effizienzpotenziale nutzen kann es gelingen, den Anstieg des Energiebedarfs der Rechenzentren zu begrenzen.

(Tim Grothey, Borderstep Researcher, Co-Autor der Studie)

Als weiteren Standortnachteil gegenüber ausländischen Wettbewerbern machen die Betreiber deutscher Rechenzentren vor allem hohe Strompreise, eine noch immer weitgehend fossile Energieversorgung sowie aus ihrer Sicht langsame Genehmigungsprozesse aus. Rohleder: „Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Es macht aus technologiepolitischer Sicht keinen Sinn, einerseits die Halbleiterindustrie mit zweistelligen Milliardenbeträgen zu fördern und andererseits die Rechenzentren mit den höchsten Stromkosten in Europa aus dem Land zu treiben.“ Bei den Aspekten Datenschutz, Anbindung an Internetknoten und Zuverlässigkeit der Stromversorgung sehen die Rechenzentrumsbetreiber Deutschland jedoch gut bis sehr gut aufstellt.

„Die neue Bundesregierung muss jetzt Grundlagen für einen wettbewerbsfähigen Rechenzentrumsstandort schaffen, um so die Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft entscheidend voranzutreiben“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Der Bedarf an Rechenzentrumskapazitäten und Standorten nimmt durch die Digitalisierung deutlich zu. Vereinfachte, beschleunigte und digitalisierte Genehmigungsprozesse sind nötig – um den steigenden Bedarf zu erfüllen, aber auch, um die Rechenzentren klimaneutral umzubauen und zu betreiben.“

Neues Projekt zu intelligenter Gebäudetechnik

Intelligenter Gebäudetechnik zum Durchbruch verhelfen: Ein neues Borderstep Projekt konzentriert sich auf Kommunikationsstrategien zur Diffusion und Etablierung von Technologien am Markt.

Wie lassen sich die Vorteile von intelligenter Gebäudetechnik besser kommunizieren? Und wie kann man diese Technologie bei der Etablierung am Markt unterstützen? Das untersucht Borderstep gemeinsam mit dem Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) in einem neuen Vorhaben.

Alle Informationen zu Projektinhalten und assoziierten Partnern finden sich hier.