Borderstep Impact Forum 2025: Rückblick auf die Workshops
Das Borderstep Impact Forum ist ein zentrales Veranstaltungsformat, mit dem das Borderstep Institut gesellschaftliche Debatten rund um seine Forschungsthemen anstoßen will. 2025 stand die Veranstaltung ganz im Zeichen des 20-jährigen Institutsjubiläums.
In acht Workshops diskutierten Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft über aktuelle Herausforderungen und zukunftsweisende Ansätze für eine nachhaltige Transformation.
Workshop 1: Künstliche Intelligenz – Game Changer für ökologische Nachhaltigkeit
Zum Auftakt des Forums stand eine zentrale Zukunftsfrage im Fokus: Welche Rolle kann Künstliche Intelligenz für eine nachhaltige Transformation spielen – und wie gestalten wir sie verantwortungsvoll? Workshop 1 wurde vom Borderstep Institut in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) gestaltet. Chairs waren Dr. Ralph Hintemann (Borderstep Institut) & Melanie Stolzenberg-Lindner (BMUKN).
Großes Potenzial, großer Gestaltungsauftrag:
Deutschland und Europa verfügen über exzellentes Know-how, um Künstliche Intelligenz nachhaltig zu entwickeln und einzusetzen. Die Verbindung von technologischer Exzellenz mit gesellschaftlicher Verantwortung ist keine Randfrage, sondern wird eines der zentralen Themen der kommenden Jahrzehnte.
KI made in Germany – nachhaltig gedacht:
„KI aus Deutschland wird nachhaltig sein oder sie wird keine Zukunft haben.“ Dieser Tenor zog sich durch die Diskussion. Der verantwortungsvolle Einsatz von KI kann ökologische Wirkung entfalten, Ressourcen schonen und neue Lösungen für die großen Nachhaltigkeitsherausforderungen ermöglichen.
Fazit:
Künstliche Intelligenz ist mehr als Technologie. Sie ist ein strategisches Instrument für Nachhaltigkeit. Jetzt ist der Zeitpunkt, um Rahmenbedingungen und Innovation so zu gestalten, dass KI made in Europe zum globalen Vorbild wird.
Workshop 2: Energienetze und Rechenzentren – Synergien nutzen statt Wildwuchs riskieren
Borderstep organisierte Workshop 2 in Kooperation mit Net Zero Innovation Hub for Data Centers. Fachleute diskutierten, wie sich Rechenzentren strategisch in das Energiesystem der Zukunft integrieren lassen. Als Chairs tätig wurden Borderstep Mitgründer Dr. Severin Beucker und Researcher Simon Hinterholzer (beide Borderstep Institut).
Impulse aus unterschiedlichen Perspektiven:
Dr. Alberto Ravagni (NZIH), Markus Graebig (50Hertz Transmission), Dr. Janic Horne (Enertrag), Günter Eggers (NTT) und Dr. Béla Waldhauser (Telehouse) zeigten auf, wie Energie- und IKT-Infrastrukturen besser zusammengedacht werden können.
Netzplanung trifft Standortwahl:
Rechenzentren entstehen häufig unabhängig von der Stromnetzplanung. Eine koordinierte Ansiedlungsstrategie eröffnet hingegen neue Synergien – etwa eine vollständig regenerative und wettbewerbsfähige Energieversorgung.
Doppelnutzung statt Doppelinvestitionen:
Großspeicher und Elektrolyseure könnten im Energiesystem zugleich als Notstromlösungen für Rechenzentren dienen. Das spart Investitionen und fördert die Systemintegration.
Fazit:
Die Energiewende erfordert kluge Infrastrukturen und strategische Allianzen zwischen Netzbetreibern, Rechenzentren und Energieversorgern. Der Workshop machte deutlich: Synergien entstehen durch vorausschauende Planung und sektorübergreifende Zusammenarbeit.
Workshop 3: Start-up-Förderung am Wendepunkt – Neue Allianzen, neue Ansätze
Wie kann Gründungsförderung in Zeiten von Klimakrise, Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel wirksamer gestaltet werden? Dieser Frage widmete sich Workshop 3 mit klaren Impulsen.
Workshop-Partner waren das Borderstep Institut, das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, der High-Tech Gründerfonds und RKW Kompetenzzentrum. Als Chairs wirkten Borderstep Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter und Borderstep Senior Researcher Dr. Thomas Neumann.
Mission statt Gießkanne:
Strategisch ausgerichtete Förderung – etwa entlang gesellschaftlicher Herausforderungen und politisch priorisierter „Missionen“ wie Klimaschutz oder Digitalisierung – kann Gründungsökosysteme gezielter stärken und wird eine größere Wirkung entfalten als klassische Technology-Push-Ansätze oder „Wir fördern alles, Hauptsache marktfähig“-Strategien .
Tempo statt Bürokratie:
Förderprogramme stehen häufig im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Umsetzbarkeit. Weniger Bürokratie schafft mehr Raum für Innovation. Eine neue Risikokultur ist dafür in Verwaltung und Politik erforderlich.
Wirkung sichtbar machen:
Lernfähige Förderung braucht klare, wirkungsorientierte Indikatoren und neue Monitoringansätze zur Erfassung und Evalution von mittel- und langfristigen Impacts.
Versuch und Irrtum als Teil der Strategie:
Förderlogiken müssen unternehmerisches Risiko und auch das Scheitern als Teil des Innovationsprozesses akzeptieren. Eine offene und fehlertolerante Verwaltungskultur wird zum Erfolgsfaktor.
Fazit:
Die Start-up-Förderung braucht neue Spielräume und klare Missionen – für Mut, Schnelligkeit und strategische Orientierung.
Workshop 4: Impact statt Illusion – Wie messen wir Wirkung wirklich?
Wie können Start-ups ihre gesellschaftliche Wirkung erfassen, ohne sich in Komplexität zu verlieren? Workshop 4 widmete sich den Potenzialen und Grenzen der Impact-Messung.
Borderstep kooperierte für diesen Workshop mit ImpactNexus und Climate-KIC. Chair war Borderstep Researcher Tim Grothey.
Balance finden:
Impact-Messung muss aussagekräftig und zugleich praktikabel sein – gerade für junge Unternehmen.
Mehr als nur ein Reporting-Tool:
Gut aufbereitete Impact-Daten können Geschäftsmodelle stärken, Vertrauen bei Investorinnen und Investoren schaffen und Entscheidungsprozesse verbessern. Sie wirken oft wie ein Erkenntnisschub.
KI als Gamechanger:
Generative KI kann helfen, Geschäftsmodelle individuell zu analysieren und mit Benchmarks zu vergleichen. Doch es braucht valide Methoden, intelligentes Prompt-Design und menschliche Kontrolle („human in the loop“)
Wirkung und Wirtschaftlichkeit:
Die Monetarisierung von Impact kann ihn stärker in Investitionsentscheidungen einfließen lassen – birgt jedoch auch methodische und ethische Risiken.
Fazit:
Impact-Messung ist ein zentraler Baustein für bessere Entscheidungen, tragfähige Geschäftsmodelle und wirkungsorientierte Investitionen, die auf die großen Zukunftsherausforderungen einzahlen
Workshop 5: Hotspot Rechenzentren – Nachhaltigkeit braucht Strategie und Tempo
Rechenzentren sind unverzichtbar für die Digitalisierung – und zugleich ein wachsender Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Workshop 5 ermöglichte einen intensiven Austausch, gemeinsam organisiert von Borderstep und Digitales Hessen. Researcher Simon Hinterholzer (Borderstep Institut) und Heike Koch (Hessen Trade & Invest) agierten als Chairs.
Große Dynamik, große Unsicherheit:
Trotz vieler Initiativen bestehen Unsicherheiten, wie Rechenzentren nachhaltig gestaltet werden können. Neben dem Energieverbrauch gewinnen auch andere Aspekte an Bedeutung – etwa Flächennutzung, Kühlung oder Lieferketten.
Langfristige Perspektive notwendig:
Eine bundesweite Strategie für die Ansiedlung von Rechenzentren könnte helfen, Planungssicherheit zu schaffen. Hessen hat hier erste Ansätze geliefert.
Tempo trifft Komplexität:
Nachhaltigkeit erfordert zügiges Handeln. Gleichzeitig sind viele Akteure beteiligt – das erschwert die Umsetzung. Umso wichtiger sind Dialog, Austausch und der Blick über Landes- und Ländergrenzen hinweg.
Fazit:
Nachhaltige Rechenzentren brauchen eine gemeinsame Vision, klare Verantwortung und den Willen, voneinander zu lernen.
Workshop 6: Wärmewende für Berlin – Viele Hürden, viel Potenzial
Die Wärmeversorgung Berlins ist noch immer stark fossil geprägt. Workshop 6 des Borderstep Impact Forums beleuchtete Herausforderungen und Lösungswege für eine klimaneutrale Zukunft. Borderstep organisierte den Workshop gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), als Chair fungierte Borderstep Mitgründer Dr. Jens Clausen.
Aktueller Stand:
Julika Weiß (IÖW) zeigte, dass nur 1 Prozent der Wärme in Berlin aus erneuerbaren Quellen stammt. Auch die Fernwärme ist zu 84 Prozent fossil.
Herausforderungen auf vielen Ebenen:
Georg Friedrichs (Vorstandsvorsitzender der GASAG AG) betonte die fehlenden Wärmenetze, die überlasteten Strominfrastrukturen sowie den Einfluss von Denkmalschutz und Eigentümerstrukturen.
Ein Blick nach Hannover:
Dr. Jens Clausen (Borderstep) stellte das Beispiel Hannover vor: Dort wird der Kohleanteil ab 2027 durch einen grünen Wärmemix ersetzt, das Fernwärmenetz stark ausgebaut.
Berlin braucht Investitionen:
Friedrichs sieht in Berlin Bedarf für rund 45 neue Quartierswärmenetze – mit einem Investitionsvolumen von etwa 10 Milliarden Euro.
Fazit:
Die Wärmewende ist machbar – mit technischer Expertise, politischem Willen und klugen Investitionen.
Workshop 7: Impact Monitoring – Wirkung systematisch verstehen und nutzen
Wie kann Wirkungsmonitoring gestaltet werden, das Start-ups nicht belastet, sondern unterstützt? Workshop 7 stellte zukunftsweisende Ansätze vor. Kooperationspartner des Borderstep Instituts für diesen Workshop waren das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, der Förderkreis Gründungs-Forschung e.V. (FGF) und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Als Chairs engagierten sich Dr. Thomas Neumann, Senior Researcher am Borderstep Institut und Prof. Dr. Yasmin Olteanu von der Berliner Hochschule für Technik (BHT).
Impact als Entscheidungskriterium:
Scoreboards, Indikatoren und KI-gestützte Analysen machen Förderentscheidungen transparenter und nachvollziehbarer.
Evaluation ohne Mehraufwand:
Ein schlankes Monitoring kann vorhandene Datenquellen nutzen und so den Aufwand für Unternehmen reduzieren.
Vom Einzelprojekt zur Systemwirkung:
Impact-Erfassung sollte nicht bei einzelnen Start-ups enden. Auch sektorübergreifende und langfristige systemische Wirkungen müssen berücksichtigt werden.
Strukturelle Verankerung:
Ziel ist ein integriertes Monitoring auf Programm- und Clusterebene – auch mit Blick auf unerwünschte Nebenwirkungen.
Fazit:
Monitoring muss Wirkung sichtbar machen – über einzelne Projekte hinaus und mit Blick auf das große Ganze.
Workshop 8: Nachhaltige und regenerative Geschäftsmodelle – Wie gelingt die Transformation?
Wie können Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht nur nachhaltig, sondern regenerativ gestalten? Dieser Frage widmete sich Workshop 8, gestaltet von ESCP Business School – STAR Centre und Borderstep im Rahmen ihrer neuen Partnerschaft. Weitere Workshop-Partner waren die Bertelsmann Stiftung und die Initiative Regenerative Marktwirtschaft e.V. (IRM). Als Chairs wirkten Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund (ESCP) sowie Borderstep-Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter und Senior Researcher Dr. Tobias Froese (Borderstep Institut).
Impulse aus Forschung und Praxis:
Gabriele Maurer (Director Sustainability & EHS, Jungheinrich AG), Fritz Putzhammer (Bertelsmann Stiftung), Sebastian Fittko (1. Vorstand, Initiative Regenerative Marktwirtschaft) und Dr. Sebastian Feuß (Co-Company Lead, Wildling Shoes) diskutierten mit rund 30 Teilnehmenden, wie unternehmerische Transformation gelingen kann. Zwei reale Unternehmensbeispiele lieferten wertvolle Einblicke.
Fünf zentrale Erkenntnisse:
- Geschäftsmodelle müssen sich kontinuierlich weiterentwickeln.
- Der Nutzen nachhaltiger Transformation muss u.a. für Kunden klar erkennbar sein.
- Kein Unternehmen kann alles leisten – es braucht enge Kooperationen.
- Mutige Entscheidungen sind notwendig.
- Werteorientierte Führung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Fazit:
Die Transformation zu regenerativen Geschäftsmodellen ist nötig und möglich: wenn Unternehmen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und auf Change Maker setzen.