Willkommen beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit

Wirkungsmanagement: Borderstep Expertise für Urban Food Organisationen

Was kann Wirkungsmanagement für Urban Food Organisationen erreichen und wie lässt sich der Impact praktisch vermessen? Damit beschäftigte sich ein von Borderstep und seiner Ausgründung ImpactNexus für das Projekt EdiCitNet organisierter internationaler Workshop.

Organisationen der „Essbaren Stadt“ streben an, mit ihren Produkten, Dienstleistungen und Aktivitäten eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Doch wie lässt sich Wirkung messen? Und wie kann diese langfristig gesteuert und verbessert werden? Der Online-Workshop bot internationalen Teilnehmende die Möglichkeit, erste Schritte zum Aufbau eines Impact-Managements für ihre Organisation umzusetzen.

Innovative Lösungen für die Essbare Stadt

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Ina Säumel. Sie leitet das EdiCitNet-Projekt am Forschungsinstitut IRITHESys der Humboldt Universität zu Berlin. Ihre Präsentation stellte das vom Projekt geknüpfte internationale Netzwerk für Städte vor, die innovative Lösungen der Essbaren Stadt („Edible City Solutions“) wie Nachbarschaftsgärten, Fassadenbegrünungsprojekte oder Imkereiprogramme vorantreiben und fördern.

Prof. Dr. Klaus Fichter, Direktor des Borderstep Instituts, gab Einblick in Konzepte des Wirkungsmanagements, wie z.B. das Logikmodell und den Zyklus des Wirkungsmanagements, die wichtige Grundlage für die praktische Umsetzung der Wirkungsmessung bilden.

Wirkungsmanagement praktisch ausprobiert

Darauf aufbauend führte Alexander Schabel, Co-Founder von ImpactNexus, in praktische Aspekte für das Wirkungsmanagement ein. ImpactNexus ist ein Spin-off des Borderstep Instituts, das Software-Produkte für Unternehmen zur Messung und Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitswirkung entwickelt. Unter fachkundiger Anleitung und mit Unterstützung von Alexander Schabel erhielten die Teilnehmenden in der interaktiven Session die Möglichkeit, mithilfe des Impact Goal-Tools von ImpactNexus die Wirkungsziele ihrer Organisation festzulegen, ein Wirkungsmodell zu entwickeln und entsprechende Wirkungsindikatoren zu definieren.

Auf diese Art hatten die Teilnehmenden bis zum Ende des Workshops die notwendigen First Steps zum Aufbau eines Impact-Managements durchlaufen. Nun können sie dies als Grundlage zur weiteren Umsetzung mit ihrem Team nutzen.

Das Edible Cities Network (EdiCitNet) ist ein EU-finanziertes Projekt zur Entwicklung und Umsetzung von Innovationen im Bereich der essbaren Stadt – für grüne, essbare und vor allem lebenswerte Städte. Der Online-Workshop wurde im Rahmen des EdiCitNet Marketplace angeboten, einer globalen Plattform zur Vernetzung und Stärkung von Urban Food-Initiativen. Der Marketplace ist eine digitale Plattform für Initiativen und Organisationen, die weltweit innovative Lösungen für die Lebensmittelproduktion in der Stadt schaffen.

Woche der Wärmepumpe: Materialien jetzt verfügbar

Die „Woche der Wärmepumpe 2022“ hat dem dringenden Umstieg auf erneuerbare (Heiz-) Energien einen Schub gegeben: Mit Info-Veranstaltungen, Fachvorträgen, einer Pressefahrt und der Verleihung des 1. Niedersächsischen Wärmepumpenpreises. Die Aktion fand vom 1. bis zum 9. Oktober in ganz Niedersachsen statt.

Die Woche der Wärmepumpe wurde vom Borderstep Institut zusammen mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, der Leibniz Universität Hannover und dem Bundesverband Wärmepumpe mit Förderung durch die Nationale Klimschutzinitiative NKI organisiert und mit Unterstützung von vielen regionalen Partnern umgesetzt. Die Schirmherrschaft hatte der niedersächsische Umweltstaatssekretär Frank Doods inne.

Zu den ausgezeichneten Wärmepumpenanlagen sind jetzt Videos veröffentlicht worden. Zudem stehen die Vorträge online zur Verfügung. Alle Materialien können kostenfrei abgerufen werden.

2.500 Menschen informierten sich bei Woche der Wärmepumpe

Die Woche der Wärmepumpe leistete einen deutlichen Beitrag dazu, Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer über das Heizen mit der Wärmepumpe zu informieren. Alleine 700 Menschen folgten der Einladung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover zu einem „Tag der Geothermie“, weitere 350 suchten die Leibniz Universität Hannover auf und hörten Vorlesungen und sahen Präsentationen zur Wärmepumpe. In dem kleinen Städtchen Wennigsen kamen 200 zu einer Veranstaltung, in Lehrte 100.

„Heizen mit der Wärmepumpe kommt an: Das beweist die hohe Nachfrage für alle Veranstaltungen im Rahmen unserer Woche der Wärmepumpe.“ Dr. Jens Clausen, Mitgründer Borderstep Institut und Initiator der Woche der Wärmepumpe

Erster niedersächsischer Wärmepumpenpreis verliehen

In insgesamt drei Kategorien wurde die innovativste Wärmepumpe, eine überzeugende Wärmepumpenlösung für ein saniertes Gebäude sowie die Wärmepumpe mit der längsten Betriebszeit prämiert. Die Preisverleihung fand in der Hochschule Hannover statt. Im Anschluss fand eine Diskussionsrunde zum Thema „Fachkräfte für die Wärmewende“ statt – denn die überaus große Nachfrage nach Wärmepumpen offenbart auch den aktuellen Fachkräftemangel im Handwerk.

Über die Auszeichnung „Innovativste Wärmepumpe“ freuten sich Kirsten und Mathias Döffinger aus Fuhlen bei Hessisch Oldendorf. Innovationen des bewährten Heizsystems sind wichtig: das Ehepaar aus Niedersachsen hat gleich an zwei Stellen ihre Wärmeversorgung optimiert. Zum einen wurden die Außenwände ihres Gehöftes mit seinem Backsteinmauerwerk und Fachwerkelementen von innen gedämmt und dabei eine in Lehm verlegte Wandheizung eingebaut. Durch die große Fläche der Wandheizung kommt das System mit einer sehr geringen Vorlauftemperatur aus. Die Wärmequelle, die die Sole-Wasser-Wärmepumpe von Familie Döffinger nutzt und eine hohe Jahresarbeitszahl erreicht, ist jedoch hier das Besondere und für die Jury auszeichnungswürdig: die Leitungen zum Sammeln der Wärme sind unter dem Misthaufen des Pferdestalls verlegt. So kann ganzjährig darauf vertraut werden, dass eine 15- 20 °C warme Wärmequelle zur Verfügung steht.

Überzeugendes Gesamtkonzept

Den Titel „Überzeugendste Wärmepumpe“ konnte sich das Heizsystem im Wohngebäude von Olaf Kluckhuhn in Edewecht sichern. Anfang der 1970er Jahre errichtet, wurde 2018 umfassend gedämmt und Fenster und Türen erneuert. 2022 wurden das Dach und die Kellerdecke energetisch saniert und Heizkörper durch größere ersetzt. Auf der Südseite des Daches ist eine PV-Anlage montiert. Weiter ist das Gebäude mit einem Energiemanagementsystem und einer Wallbox für das Elektroauto der Mieter ausgerüstet. Ein Batteriespeicher ist geplant. Für die Sole-Wasser-Wärmepumpe wurden vor dem Haus zwei Erdbohrungen mit je 130 m Tiefe niedergebracht. Sie sind reichlich dimensioniert, um so eine möglichst hohe Soletemperatur und damit eine hohe Arbeitszahl der Wärmepumpe zu erreichen. Überzeugt hat das Gesamtkonzept: Vermieter und Mieter waren sich einig, dass im Sinne des Klimaschutzes gehandelt werden muss. Die Jury bescheinigt: die umfassende Sanierung und das Hand-in-Hand-Gehens beider Parteien hat Vorbildcharakter für den Gebäudebestand in ganz Deutschland.

Wärmepumpe läuft seit über 40 Jahren

„Sie läuft und läuft und läuft“ lässt sich Ernst Vogeler aus Großburgwedel, Gewinner in der Kategorie „Älteste Wärmepumpe“, zitieren. Eine effiziente Wärmepumpe sollte eine lange Betriebszeit erreichen können und so Geld und Material sparen. Herr Vogeler, ein innovativer Zeitgenosse, hat damals eine der ersten Brennwertheizungen eingebaut und investierte auch für seine Warmwasserversorgung 1981 in eine neue Technologie: Die Wärmepumpe. Sie steht ganz oben unterm Dach in einem Abstellraum, wo es besonders im Sommer sehr warm ist. Dadurch, dass die Wärmepumpe dort warmes Wasser erzeugt, kühlt sie auch nebenher. Ein Heizsystem ohne Ausfälle oder große Reparaturen und dies nach über 40 Jahren – die Jury überzeugte dies und prämiert Herrn Vogeler. 

Borderstep Mitgründer Dr. Jens Clausen ist von den vorbildlichen Einreichungen des Premierenjahrgangs begeistert:

„Die Bewerbungen zeigen, dass sich viele Hausbesitzende darum kümmern, mit Wärmepumpen effizient zu heizen. Einige nutzen dabei schon den Vorteil der Photovoltaik, erzeugen rund die Hälfte des Wärmepumpenstroms selbst und senken so effektiv die Energiekosten.“

Nicht zuletzt durch die aktuelle Energiekrise ist die Nachfrage gerade nach Wärmepumpen sehr stark angestiegen. Mit ihr steht ein effizientes und umweltfreundliches System zur Verfügung, das seit Jahren serienreif ist und sowohl im Neubau, aber auch in älteren Gebäuden einsetzbar ist. Der Niedersächsische Wärmepumpenpreis setzt hier ein Zeichen und prämiert Wärmepumpen, die sich in unsanierten bzw. teilsanierten Wohngebäuden bewährt haben.

Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, betonte die Signalwirkung, die von den erfolgreichen Projekten ausgehe:

„Die drei Preisträger und alle anderen Bewerber des Niedersächsischen Wärmepumpenpreises zeigen eindrücklich, dass die Wärmepumpe ein Heizsystem ist, das auch in älteren Gebäuden bestens funktioniert. Wir müssen nun dringend dafür sorgen, dass diese Erkenntnisse weiter publik gemacht und möglichst viele Gebäude mit Wärmepumpen ausgestattet werden. Dies wäre ein großer Beitrag für den Klimaschutz und für mehr Energiesicherheit in Deutschland.“

Umstieg von Gas auf Wärmepumpe: Photovoltaik macht es lukrativ

Während einer Pressefahrt in Hannover konnten Medienschaffende verschiedene Häuser besichtigen, die von Gasheizung auf Wärmepumpe umgerüstet worden waren, ohne dass besonders aufwendige Dämmmaßnahmen durchgeführt wurden. Ein Wärmeverbrauch von 120 kWh/m2 erweist sich dabei als ausreichende Zielgröße, um die Gasheizung abschalten und auf Wärmepumpe umsteigen zu können. Die ausgezeichneten Anlagen des Niedersächsischen Wärmepumpenpreises demonstrieren: Doppelverglasung, 6 cm Dämmung und eine kluge Gestaltung der Wärmepumpenanlage lösen das Problem des Gasausstiegs. Ein Umstieg auf Photovoltaik liefert nochmal 50 % des Wärmepumpenstroms, mit Stromspeicher kommen weitere 10 % dazu.

Ein Eigenheimbesitzer aus der Nähe von Bad Nenndorf erklärte, wie er durch große PV-Ablagen nicht nur auf der Südseite, sondern auch auf der Nordseite des Daches (für den Winter, denn im Winter ist die Ausrichtung egal) trotz Heizen mit der Wärmepumpe, tägliches Pendeln zur Arbeit nach Hannover mit dem E-Golf und Deckung des Haushaltsstrombedarfs insgesamt energiepositiv wohnt, d.h. er speist deutlich mehr Strom ein als er dem Netz entnimmt. Und das alles ohne noch eine Tankrechnung bezahlen oder Gas oder Öl kaufen zu müssen. Seine Gesamtstromrechnung ist sogar niedriger als die Grundgebühr allein.

Die Woche der Wärmepumpe machte Hoffnung darauf, die hohen Energiekosten überwinden und langfristig sehr klimafreundlich wohnen zu können. Es soll nicht verschwiegen werden, dass bis dahin noch einige Investitionen auf die Hausbesitzende warten. Darüber wieder freuen sich die Hersteller wie Stiebel Eltron. Das Unternehmen im niedersächsischen Holzminden an der Weser beteiligte sich an der Woche der Wärmepumpe und hat die Absicht, die Produktionskapazität in wenigen Jahren zu verdreifachen. Und die Fachkräfte dafür? Eine Veranstaltung in Hannover machte deutlich, dass es so schlecht gar nicht aussieht. Das Wohnen im elektrifizierten Plusenergiehaus der Zukunft mit PV, Speicher, Wärmepumpe und Elektroauto muss so nicht mehr ein Traum für wenige bleiben.

  • © BMWK - Anja Blumentritt
  • © BMWK - Anja Blumentritt

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ehrt Borderstep Projekt

Das europäische Verbundprojekt „ScaleUp4Sustainability“ überzeugte die Jury der diesjährigen Europäischen Unternehmensförderpreisen (European Enterprise Promotion Awards, EEPA) und ist nun unter den drei Finalisten des Wettbewerbs in der Kategorie „Supporting the Sustainable Transition“. Der Gewinner wird Ende November in Prag (Tschechische Republik) gekürt.

Zuvor siegte das Vorhaben bereits im deutschen Vorentscheid. Projektleiter Prof. Dr. Klaus Fichter, Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Direktor des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit, nahm jetzt im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Auszeichnung dafür entgegen.

„Europa steht vor großen Herausforderungen, z.B. beim Klimawandel und der Energieversorung –. Wir brauchen innovative Konzepte, die die ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft beschleunigen. Unser Verbundprojekt ScaleUp4Sustainability denkt Unternehmertum neu. Studierende und Unternehmen aus verschiedenen europäischen Ländern entwickeln gemeinsam nachhaltige Produkte und Geschäftsmodelle: So verbinden sich wirtschaftliche Lösungen mit Umwelt- und Klimaschutz. Wir freuen uns sehr, dass das BMWK unseren Sieg im deutschen Vorentscheid zu EEPA 22 öffentlich würdigt.“

Zum 16. Mal wird die Jury der Europäischen Kommission herausragende Projekte und Initiativen zur Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum mit den Europäischen Unternehmensförderpreisen (European Enterprise Promotion Awards / EEPA) auszeichnen. Bereits zum dritten Mal in Folge haben es in diesem Jahr beide Gewinnerprojekte des deutschen Vorentscheids auf die Shortlist der europäischen Jury geschafft und stehen im Finale der European Enterprise Promotion Awards (EEPA): Das „Aktionsprogramm Innenstadt & Zukunftsfonds Innenstadt“ der Wirtschaftsförderung Bremen und das europäische Verbundprojekt „ScaleUp4Sustainability“, geleitet von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, an dem Borderstep beteiligt ist, haben nun große Chancen auf eine Auszeichnung während der SME Assembly Ende November in Prag.

Verbundprojekt setzt auf kooperatives Green Venturing

Das europäische Verbundprojekt ScaleUp4Sustainability entwickelte innovative Konzepte zur Zusammenarbeit von Studierenden und Unternehmen aus Deutschland, Schweden und den Niederlanden mit Hilfe praxisnaher Lehr- und Lernformate (kooperatives Green Venturing). Das dreieinhalbjährige Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms „Erasmus-Plus“ von der EU gefördert. Im Fokus stand dabei das Zusammendenken von Nachhaltigkeit und Ökonomie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Zu den zehn Partnern des Verbundprojektes zählen die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg als Verbundkoordinator und das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Das im Februar 2022 gestartete Projekt „Challenge4Impact“ knüpft an die entwickelten Ansätze des kooperativen Green Venturing an.

EEPA würdigt Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum

Seit 2006 prämiert die Europäische Kommission jährlich öffentlich finanzierte oder ehrenamtlich durchgeführte Initiativen sowie gemeinnützige Unternehmen, die sich der Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum verschrieben haben, mit den European Enterprise Promotion Awards. Ausgelobt wird der zweistufige Wettbewerb mit sechs Wettbewerbskategorien in den Mitgliedstaaten der EU sowie in Albanien, Armenien, Bosnien Herzegowina, Großbritannien, Island, Kosovo, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, in der Türkei und der Ukraine. Die teilnehmenden Länder identifizieren im Rahmen von nationalen Vorentscheiden – in Deutschland durchgeführt vom RKW Kompetenzzentrum in Eschborn – jeweils maximal zwei Projekte oder Initiativen aus zwei unterschiedlichen Kategorien, die sich durch besonders innovative und inspirierende Unterstützungsleistungen auszeichnen. Ende September nominierte die internationale Jury daraus 20 Finalisten für die Wettbewerbsrunde 2022.

Die European Enterprise Promotion Awards werden am 29. November 2022 im Zuge der SME Assembly der EU-Kommission in Prag, Tschechische Republik, verliehen. Die SME Assembly ist eines der bedeutendsten Events für kleine und mittelständische Unternehmen in Europa.

Die Shortlist mit allen Finalisten der Wettbewerbsrunde 2022 finden Sie hier.

 

Fotos

Foto 1: Team ScaleUp4Sustainability erhält im BMWK die Urkunde als Sieger im deutschen Vorentscheid der EEPA 2022. Im Bild Alexandra Widrat, Researcherin, Borderstep Institut; Prof. Dr. Klaus Fichter, Uni Oldenburg und Borderstep Institut; Dr. Sabine Hepperle, Leiterin der Abt. Mittelstandspolitik im BMWK; Johann Tölle, Vertreter der Studierenden, Uni Oldenburg

Foto 2: Die Sieger im deutschen Vorentscheid der EEPA 2022, das europäische Verbundförderprojekt „ScaleUp4Sustainability“ unter Leitung der Universität Oldenburg und Projekt „Bremen wird neu“ der Wirtschaftsförderung Bremen. Urkundenübergabe im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

  • © GDA - Marc Holstein

German Data Center Association (GDA) zeichnet Borderstep Researcher aus

Masterarbeit zum Thema Klimaneutralität: Die German Data Center Association (GDA) zeichnet Borderstep Researcher Tim Grothey für seine Abschlussarbeit mit dem Nachwuchsförderpreis „Nachhaltige Rechenzentren“ aus. Borderstep Gesellschafter Dr. Ralph Hintemann hatte die Arbeit als Zweitgutachter betreut.

Der Preis wurde im Rahmen einer feierlichen Gala in Frankfurt (Main) verliehen. Die GDA honorierte mit ihren erstmals vergebenen Nachwuchsförderpreise smarte Konzepte und fortschrittliche Erkenntnisse im Bereich Rechenzentren und Digitalisierung. Die Schirmherrin des GDA Nachwuchsförderpreis 2022, Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, überreichte die Preise an die Gewinner.

Sonderpreis „Nachhaltige Rechenzentren“

Tim Grothey nahm 2022 den Sonderpreis „Nachhaltige Rechenzentren“ entgegen, mit dem die GDA der besonderen Bedeutung des Themas für die Branche Rechnung trägt. Tim Grothey untersuchte in seiner Masterarbeit an der Hochschule für Technik  und Wirtschaft Berlin und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Rechenzentrumsbetrieb bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Besonderes Augenmerk widmete er den möglichen Lösungsansätzen der flexiblen Eigenproduktion erneuerbarer Energie und der Abwärmenutzung.

Rechenzentren und Klimaneutralität

Im Kontext der sich zuspitzenden Klimakrise bedarf es einer anspruchsvolleren Definition von „Klimaneutralität“. Unter dieser Bedingung wurde in der Arbeit die Emissionsquellen des Rechenzentrumsbetriebs untersucht, Anforderungen eines klimaneutralen Betriebs definiert und zwei Lösungsansätze ökologisch und ökonomisch bewertet: Flexible Eigenversorgung erneuerbarer Energien und Abwärmenutzung von Rechenzentren.

„Die Arbeit zeigt, dass ein anspruchsvoller klimaneutraler Betrieb von Rechenzentren vor allem mit der flexiblen Versorgung mit Erneuerbaren Energien auch ökonomisch machbar scheint“, betont Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher am Borderstep Institut. Er betreute die Masterarbeit als Zweitbetreuer, was Tim Grothey als besonders wertvoll empfand. „So konnte ich für die Arbeit auf die langjährige Expertise und aktuellsten Forschungsergebnisse aus dem Bereich Nachhaltige Rechenzentren sowie Energiebedarfe von IT-Infrastruktur von Borderstep aufbauen.“

Verstärkung für Bereich Digitalisierung und Green IT

Der Wirtschaftsingenieur arbeitet seit Februar 2022 fest im Borderstep Team und wirkt an Projekten im Bereich Digitalisierung und Green IT mit. Zuvor unterstützte er den Bereich bereits als studentischer Mitarbeiter.

Die German Datacenter Association (GDA) ist eine Allianz aus Betreibern und Inhabern von Rechenzentren aller Größen. Die Auswahl der Preisträger erfolgte durch eine unabhängige Jury unter Leitung von Prof. Dr. Peter Radgen, Inhaber des Lehrstuhls für Energieeffizienz am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart.

Special Issue „Journal of Cleaner Production“ erschienen

Das Journal of Cleaner Production veröffentlichte jetzt eine Sonderausgabe zum Thema „Assessing and forecasting the sustainability impact of new ventures: Theories, methods and empirical evidence“. Borderstep Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter ist der leitende Gastherausgeber.

Start-ups setzen Umweltinnovationen um

Das Special Issue beleuchtet Gründungsteams und Start-ups als Schlüsselakteure bei der Umsetzung von Umweltinnovationen und bei neuen Ansätzen für ein nachhaltiges Wirtschaften. Damit Unternehmertum eine nachhaltige Entwicklung fördern kann, ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie sowohl etablierte Firmen wie auch neue Unternehmen positive Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit gezielt erzeugen können.

Abschätzung von Nachhaltigkeitsfolgen von Start-ups bislang kaum erforscht

Die Nachhaltigkeitswirkung etablierter Unternehmen und ihrer Produkte und Dienstleistungen ist seit vielen Jahren ein Schlüsselthema in der wirtschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung. Das gilt etwa in den Bereichen nachhaltigkeitsbezogenes Rechnungswesen, Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie Entrepreneurshipforschung. Die Abschätzung von Nachhaltigkeitsfolgen von Neugründungen, beispielsweise mittels Ökobilanzen oder Sozialverträglichkeitsanalysen, ist jedoch ein bislang vernachlässigtes Forschungsgebiet. Das möchte die Sonderausgabe des Journal of Cleaner Production ändern.

Das Journal of Cleaner Production ist eine internationale, transdisziplinäre Fachzeitschrift mit Schwerpunkt auf nachhaltiges Wirtschaften. Gastherausgeber der Sonderausgabe sind:

Die Beiträge des Special Issue sind über diesen Link abzurufen.

Borderstep Projekt im Finale der European Enterprise Promotion Awards

Erfolg für Borderstep Projekt: Bereits zum dritten Mal in Folge haben es in diesem Jahr beide Gewinnerprojekte des deutschen Vorentscheids auf die Shortlist der europäischen Jury geschafft und stehen im Finale der European Enterprise Promotion Awards (EEPA): Das „Aktionsprogramm Innenstadt & Zukunftsfonds Innenstadt“ der Wirtschaftsförderung Bremen und das europäische Verbundprojekt „ScaleUp4Sustainability“, an dem Borderstep mitwirkte, haben nun große Chancen auf eine Auszeichnung während der SME Assembly Ende November in Prag.

Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum

Zum 16. Mal wird die Jury der Europäischen Kommission herausragende Projekte und Initiativen zur Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum mit den Europäischen Unternehmensförderpreisen (European Enterprise Promotion Awards / EEPA) auszeichnen. In diesem Jahr haben es erneut gleich beide Gewinnerprojekte des deutschen Vorentscheids ins europäische Finale des Wettbewerbs geschafft: Die von der Wirtschaftsförderung Bremen entwickelten und umgesetzten Maßnahmen im Rahmen des „Aktionsprogramms Innenstadt & Zukunftsfonds Innenstadt“ zur Belebung der Innenstadt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und das europäische Verbundprojekt „ScaleUp4Sustainability“, geleitet von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, in dem Studierende gemeinsam mit Unternehmen neue Konzepte entwickelten, die Geschäftsmodelle gleichzeitig ökonomisch und ökologisch denken.

Seit 2006 prämiert die Europäische Kommission jährlich öffentlich finanzierte oder ehrenamtlich durchgeführte Initiativen sowie gemeinnützige Unternehmen, die sich der Förderung von Unternehmergeist und Unternehmertum verschrieben haben, mit den European Enterprise Promotion Awards. Ausgelobt wird der zweistufige Wettbewerb mit sechs Wettbewerbskategorien in den Mitgliedstaaten der EU sowie in Albanien, Armenien, Bosnien Herzegowina, Großbritannien, Island, Kosovo, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, in der Türkei und der Ukraine. Die teilnehmenden Länder identifizieren im Rahmen von nationalen Vorentscheiden – in Deutschland durchgeführt vom RKW Kompetenzzentrum in Eschborn – jeweils maximal zwei Projekte oder Initiativen aus zwei unterschiedlichen Kategorien, die sich durch besonders innovative und inspirierende Unterstützungsleistungen auszeichnen. Ende September nominierte die internationale Jury daraus 20 Finalisten für die Wettbewerbsrunde 2022.

Finale: Teams aus Deutschland setzen auf Zukunft

Das europäisch geförderte Borderstep Projekt ScaleUp4Sustainability entwickelte innovative Konzepte zur Zusammenarbeit von Studierenden und Unternehmen aus Deutschland, Schweden und den Niederlanden mit Hilfe praxisnaher Lehr- und Lernformate (kooperatives Green Venturing). Das dreieinhalbjährige Vorhaben wurde im Rahmen des Förderprogramms „Erasmus-Plus“ von der EU gefördert. Im Fokus stand dabei das Zusammendenken von Nachhaltigkeit und Ökonomie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Institutionelle nationale Partner waren die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Das im Februar 2022 gestartete Projekt „Challenge4Impact“ knüpft an die entwickelten Ansätze des kooperativen Green Venturing an.

Unter dem Motto „Bremen wird neu“ sorgen vielfältige Maßnahmen für mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Das stärkt die Stadt nachhaltig. Die Initiative ist ein Gemeinschaftsprojekt der Senatskanzlei, der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Senatorin für Klima, Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung und des Senators für Kultur, unter der Federführung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und finanziert über den Bremen-Fonds. Die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH entwickelt und setzt im Rahmen dieses Bremer Aktionsprogramms und des Zukunftsfonds Innenstadt verschiedene Konzepte um. Beispielsweise wurden Concept-Store- und Pop-up-Store-Wettbewerbe durchgeführt, um leere Einzelhandelsflächen zu beleben und somit innovativen Konzepten einen Standort in bester Lage zu bieten und die Vielfalt in der Innenstadt zu steigern.

Die European Enterprise Promotion Awards werden am 29. November 2022 im Zuge der SME Assembly der EU-Kommission in Prag, Tschechische Republik, verliehen. Die SME Assembly ist eines der bedeutendsten Events für kleine und mittelständische Unternehmen in Europa. Die Nominierung für das Finale ist für das Borderstep Projekt bereits ein großer Erfolg.

Weiterführende Informationen zum Wettbewerb finden Sie hier und auf dem Newsportal der EU Kommission.

Shortlist mit allen Finalisten der Wettbewerbsrunde 2022.

Oldenburger Innovationstag am 29.9.2022

Einladung zum Oldenburger Innovationstag 2022: Nachhaltigkeit gilt als Gebot der Stunde und als treibende Kraft für Veränderungen – in der Lebens- und speziell auch in der Arbeitswelt. Wie kann man als Organisation einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten? Welche Rolle spielen dabei neue und zukunftsweisende Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle sowie innovative Nachhaltigkeitskonzepte?

Um diese und weitere Fragen dreht sich am 29. September 2022 der Oldenburger Innovationstag. Themenschwerpunkt ist in diesem Jahr „Nachhaltigkeit als Antrieb für Innovation“.

Programm:

  • Keynote „Sustainable Business Model Innovation“ von Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund (Leiter des Lehrstuhls für Corporate Sustainability, ESCP Business School Berlin)
  • Vorträge und Workshops zu unterschiedlichen Aspekten von Nachhaltigkeit und Innovation
  • Zukunftsforum: Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis berichten über nachhaltige Innovationen und innovative Nachhaltigkeit in Unternehmen

Auch Borderstep gestaltet den Oldenburger Innovationstag 2022 aktiv mit. Borderstep-Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter spricht beim Zukunftsforum über das Thema „Nachhaltige Innovationen und innovative Nachhaltigkeit“ aus wissenschaftlicher Perspektive.

Der Oldenburger Innovationstag fördert den Austausch und die Vernetzung regionaler Akteurinnen und Akteure und Organisationen unterschiedlichster Größe, Reife und Branchenzugehörigkeit. Ziel ist es, die Innovationskraft im Nordwesten sichtbarer zu machen und zu stärken.

Die kostenfreie Anmeldung zur Veranstaltung erfolgt unter folgendem Link. Hier finden Sie auch alle weiteren Details zum Programm und den angebotenen Vorträgen und Workshops.

Borderstep-Paper für Israel Public Policy Institute erschienen

Severin Beucker, Senior Researcher bei Borderstep, stellt in seinem Paper für das Israel Public Policy Institute den aktuellen Stand der Cleantech-Diskussion in Deutschland vor. Es zeigt, wie sich das Land in Sachen Umweltschutz entwickelt hat und gibt einen Ausblick auf die Zukunft in Sachen Klimatechnik.

Deutschland war ab den 1970er Jahren Vorreiter in Sachen Cleantech und Umweltschutz. Die frühe deutsche Umweltpolitik konzentrierte sich vor allem auf den Umweltschutz in den Bereichen Wasser, Luft, Boden und Abfallentsorgung. In den 1980er Jahren rückten jedoch erneuerbare Energien und der Atomausstieg in den Fokus.

Der Artikel kann kostenfrei gelesen werden.

Das Israel Public Policy Institute (IPPI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Think-and-Do-Tank mit Sitz in Tel Aviv und Büros in Berlin und New York. Es ist bestrebt, ein neues Denken darüber zu fördern, wie einige der dringendsten politischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aus einer internationalen und interdisziplinären Perspektive angegangen werden können.

Borderstep bei Academy of Management (AOM) 2022

Borderstep-Direktor Prof. Dr. Klaus Fichter ist am 5. August 2022 im Rahmen eines Paper Development Workshops zum Thema „Start-up Support Promoting Circular Economy within Entrepreneurial Ecosystems“ für einen Vortrag zur Konferenz Academy of Management AOM 2022 eingeladen.

Der Titel des Vortrages lautet „Growing for sustainability: A multi-level framework of startup growth in sustainable transition pathways“.

Die Konferenz findet parallel in Seattle, USA sowie online statt. Klaus Fichter wird aus Gründen des Klimaschutzes online an der Veranstaltung teilnehmen.

Die Academy of Management (AOM) ist der führende Berufsverband für Management- und Organisationswissenschaftler. Zu den Mitgliedern gehören Professor:innen und Ph.D. Studierende an Business Schools und an Universitäten, Akademiker in verwandten Sozialwissenschaften und anderen Bereichen sowie Praktiker, die Wert auf die Schaffung und Anwendung von Wissen legen. AOM wurde 1936 gegründet und umfasst heute fast 18.000 Mitglieder in über 120 Ländern.

Mehr Informationen zur Konferenz und zum Programm findet sich hier.

Sustainability4All: Startups verändern Gesellschaft

„Man kann die Klimakrise nicht lösen durch ein bisschen Verzicht. Wenn man Menschen sagt, wir müssen uns ändern, passiert nichts.“ Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist des Startups Enpal und Star-Gast der Veranstaltung, weiß, wie man mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell Erfolg haben kann. Enpal gilt als erstes grünes „Einhorn“ in Deutschland, als Einhorn (englisch: Unicorn) werden Startups mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar bezeichnet. Enpals Geschäft rund um die Vermietung von Photovoltaik-Anlagen und Speichern ist somit der Nische längst entwachsen. „Enpal hat nicht die Solarzelle erfunden, sondern wir haben Solarenergie cool gemacht – mit einem Rundumsorglos-Paket.“ Mit einer App die Energiegewinnung vom eigenen Dach zu steuern macht der Kundschaft Spaß. Die Menschen zum Mitmachen zu bewegen, um so ihr Verhalten nachhaltig zu ändern, darin sieht Gründinger seine Aufgabe. „Diese Bringschuld haben wir als Startups, nur so können wir das in die Masse bringen.“

Nachhaltigkeit – Erfolgsrezept für alle Startups

Wie kann Nachhaltigkeit von Anfang an und dauerhaft in Geschäftsmodellen verankert werden? Welche Tools brauchen Gründerinnen und Gründer, um das Nachhaltigkeitspotenzial ihres Startups zu heben? Was muss sich dafür in der Gründungsförderung ändern? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Projekt „Sustainability4All“ (S4All) von Borderstep Institut, Startup Verband, und Uni Oldenburg. Ein moderiertes Panel stellte die Ergebnisse des im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderten Vorhabens vor.

„Wir denken bisher Gründungen und Startups aus einer ökonomischen Sicht. Das ökosoziale Potenzial ist jedoch enorm – in den Köpfen ist das jedoch noch nicht drin“, findet Klaus Fichter, Professor an der Universität Oldenburg, der auch das Borderstep Institut leitet. Er plädiert für eine missionsorientierte Gründungspolitik. Dazu gehört auch die gezielte Förderung in der frühen Phase von Gründungen. Julia Roblick ist Programmmanagerin des RESPOND Accelerator, Teil vonUnternehmerTUM München. Sie stellt fest, dass Startups gerade zu Anfang dem Thema Nachhaltigkeit wenig Priorität einräumen. „Vielen Teams geht es erst einmal ums Überleben und darum, die nächste Investitionsrunde zu sichern. Die Gründungsförderpolitik könnte hier Weichen stellen, indem sie zum Beispiel den Nachhaltigkeitsfokus als Auswahlkriterium aufnimmt.“

Gründungsförderung: Mit Auswahlkritierien Akzente setzen

Auch in den Förderprogrammen selbst könne man viel erreichen, sagt Julia Roblick. Nachhaltigkeit müsse von Anfang an als Thema in den Programmen verankert werden, zum Beispiel als Zielsetzung in Vision, Mission und Strategie. Auch bei der Auswahl der Startups durch Integration von Nachhaltigkeit in Auswahlkriterien lassen sich Akzente setzen – und das funktioniert für alle Startups. Julia Roblick sensibilisiert im Rahmen des nicht-grünen Programm „TechFounders“ die Teilnehmenden mit Workshops und Assessments standardmäßig für das Thema Nachhaltigkeit.

Christoph Schmitz hat das Startup Acker gegründet. Hier ist Nachhaltigkeit Programm: Das Unternehmen will mit Bildungsprogrammen wie der GemüseAckerdemie Kindern das Bewusstsein für die Produktion von Lebensmitteln und eine wertschätzende Ernährung stärken. Ihn irritiert die inflationäre Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs. „Derzeit sprießen Nachhaltigkeits- und Impact-Fonds aus dem Boden, das ist aber oft oberflächlich. Wir brauchen mehr echtes Impact Measurement, und das muss sich dann für Startups auch bei der Finanzierung auszahlen.“ Frühphaseninvestoren und Hochschulen könnten aus seiner Sicht hier noch stärker ihren Schwerpunkt setzen.

Karsten Hurrelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Innovationsmanagement & Nachhaltigkeit an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, sieht gerade im Hochschulbereich schon sehr vorbildliche Ansätze, Nachhaltigkeit systematisch in die Hochschulgründungsförderung einzubeziehen. Im Rahmen des Projekts S4All entwickelte er gemeinsam mit Klaus Fichter eine Good-Practice-Broschüre. „Das Problem ist: Wie bringen wir das aus der Nische ins gesamte Ökosystem?“ Noch fehlen dazu oft konkrete Beratungsangebote, es gäbe eine regelrechte Nachhaltigkeitslücke in der Gründungsberatung, so Hurrelmann Auch das Impact Measurement stecke hier noch in den Kinderschuhen. „Bisher regiert das Prinzip Hoffnung. Das muss professionalisiert werden“, ergänzt Klaus Fichter.

Neben der nachhaltigkeitsorientierten Gründungsberatung fehlt es im Bereich Finanzierung an ausreichend Unterstützung. Auch wenn immer mehr Kapitalgebende das Thema auf dem Schirm haben, sagt Marius Weckel, Investment Manager Venture Capital bei Wi Venture. Die Zurückhaltung habe konkrete Ursachen. „Venture Capital funktioniert leider nur bei stark skalierbaren Geschäftsmodellen. Wenn der Markt zu klein ist, haben auch super Unternehmen kaum Chancen. Deshalb muss auch der Staat nachhaltige Startups unterstützen, vor allem in der Frühphase.“ Ein „Climate Fonds“ der Bundesregierung könnte da Abhilfe schaffen, findet Weckel.

Nachhaltigkeit darf kein Nice-to-Have sein

Dass Nachhaltigkeit immer mehr zum Argument bei der Suche nach Finanzierung wird, weiß Alexander Schabel, Leiter Sustainable Business Development beim Borderstep Institut und Teil des Gründungsteams von ImpactNexus. Das Startup mit dem Sitz in Berlin entwickelt Software-as-a-Service Angebote, welche die Wirkung und Nachhaltigkeit von Gründungen und Innovationen messbar machen. Nachhaltigkeit könne demnach im Wettbewerb ein besonderes Differenzierungsmerkmal darstellen, um zum Beispiel Talente anziehen und die Motivation im Team zu stärken. „Früher wurde Nachhaltigkeit in Bezug auf Finanzierung als Nice-to-Have oder sogar hinderlich angesehen, heutzutage wird es immer mehr ein Must-Have.“ Für Kapitalgebende spielen dabei auch europäische Regulierungen eine signifikante Rolle, wie beispielsweise die Sustainable Financial Disclosure Regulation (SFDR). Diese verpflichtet Finanzunternehmen wie VCs dazu, transparent offenzulegen, inwieweit sie Nachhaltigkeitskriterien in Entscheidungsprozesse für Investitionen einbeziehen.

Zusätzlich beobachtet Alexander Schabel auch sehr viel intrinsisch motivierte Impact VCs, die Nachhaltigkeit ins Zentrum ihrer Tätigkeit rücken. Dass auch immer mehr Gründerinnen und Gründer dieses Ziel verfolgen, zeigen auch die Ergebnisse des Green Startup Monitors. Damit vermessen das Borderstep Institut und der Startup Verband seit vier Jahren das grüne Startup-Ökosystem. „Unser Monitor zeigt, dass Gründungsförderakteure eine wichtige Stellung haben. Sehr viele Startups durchlaufen mindestens eins dieser Programme.“ Daher sei es wichtig, dass Gründungsförderakteure auf einen Tool-Koffer zurückgreifen können, sagt Alexander Schabel. Das Projekt hat deshalb nicht nur Tools entwickelt, sondern diese auch mit Gründungsförderakteuren getestet.

Tool erleichtert Startups Reporting von Nachhaltigkeit

Dazu gehört auch das „SusI Tool“. „Mit dem kostenfreien Angebot soll die Erfassung und das Reporting von Nachhaltigkeit für Startups erleichtert werden“, erklärt Björn Kaminski, Projektleiter Sustainability4All & Green Startups beim Startup Verband. Im Selbstassessment mit etwa 200 Fragen und verschiedenen Filtern können Gründerinnen und Gründer ihr Angebot überprüfen und schärfen. Haben wir an alle Themenfelder gedacht? Wie können wir unsere Nachhaltigkeitsziele auch nach außen gut kommunizieren? Ergänzt wird das Tool durch Best Practice-Beispiele. Alle im Projekt entwickelten Tools und Materialien stehen kostenfrei zur Verfügung.

Dr. Natalia Realpe Carrillo, Gründerin des Startups Hedera Sustainable Solutions, hätte ein solches Tool gern genutzt. Über mehrere Feedbackrunden in den Förderprogrammen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Exist näherte sie sich damals weitaus mühsamer dem Thema an. Inzwischen ist sie auch Jurorin beim BPW Businessplanwettbewerb. Leider werde Nachhaltigkeit in diesem Wettbewerb noch immer nur mit einem Sonderpreis bedacht. Das zu ändern sieht Realpe Carrillo als ihre Aufgabe. „Nachhaltigkeit darf kein Nice-to-Have, sondern muss der Ansatz für alle Startups in Deutschland sein.“